Pflegekraft für ältere Menschen – Lebenshaltungskosten in der Schweiz – Tabelle für ausländische Arbeitnehmer

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Interview mit Teresa Kwiatkowska: Mein Leben als 24-Stunden-Betreuerin in Luzern

Heute sprechen wir mit Teresa Kwiatkowska, einer 54-jährigen Dame aus Polen, die seit einigen Jahren in Luzern als 24-Stunden-Betreuerin für Senioren arbeitet. Teresa, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit nehmen, mit uns zu sprechen.

Monatliche Lebenshaltungskosten in der Schweiz – Übersicht für Ausländer

Kostenpunkt Durchschnittlicher Betrag (CHF) Bemerkungen
Miete 0* *Im Beispiel entfällt, da Unterkunft vom Arbeitgeber gestellt wird
Essen/Lebensmittel 300–400 Selber kochen, Einkauf bei Discountern (Lidl, Aldi)
Transport (ÖV) 50 Busfahrten, kein eigenes Auto
Krankenversicherung 280 Obligatorisch, Franchise 2.500 CHF
Telefon/Internet 30 Mobilfunkabo (z.B. Salt), Internet inklusive
Unterhaltung/Persönliches 100–150 Kaffee, Bücher, kleine Geschenke
Kleidung/Hygiene 50 Kleidung, Hygieneprodukte
Friseur 10–15 Ca. 60–80 CHF pro Besuch, 1–2x pro Jahr
Sonstiges 0–100 z.B. Rundfunkgebühr, jährliche Kosten umgerechnet

Hinweise:

    • Die Kosten für Miete entfallen im Beispiel, da die Unterkunft vom Arbeitgeber gestellt wird. In anderen Fällen kann die Miete (je nach Region) zwischen 1.000 und 2.500 CHF pro Monat liegen.

    • Die Gesamtkosten (ohne Miete) liegen bei etwa 820–1.075 CHF pro Monat1.

Quellen:

    • Alle Beträge und Angaben basieren auf dem Interview mit Teresa Kwiatkowska, einer polnischen 24-Stunden-Betreuerin in Luzern


1. Grundlegende Informationen

Reporter: Teresa, erzählen Sie uns doch bitte zuerst ein bisschen über sich. Seit wann leben Sie in der Schweiz und wo genau wohnen Sie hier?

Teresa: Guten Tag! Es ist mir eine Freude, hier zu sein. Ich lebe jetzt seit sechs Jahren in der Schweiz. Mein Zuhause ist hier in Luzern, genauer gesagt lebe ich direkt bei der Familie, die ich betreue. Das ist der Vorteil einer 24-Stunden-Betreuung, man ist immer vor Ort.

Reporter: Das klingt praktisch. Und was ist Ihr Beruf?

Teresa: Ich bin Seniorenbetreuerin, eine 24-Stunden-Betreuerin, um genau zu sein. Ich lebe also mit der Person zusammen, die ich betreue, und bin fast rund um die Uhr für sie da. Ich bin legal über die Familie angestellt, das ist mir sehr wichtig.

Reporter: Wie steht es mit Ihren Sprachkenntnissen? Deutsch ist hier in Luzern wichtig. War das eine Herausforderung für Sie?

Teresa: Anfangs war es wirklich eine grosse Herausforderung! In Polen habe ich nur ein bisschen Deutsch in der Schule gelernt, aber das war nicht genug für den Alltag oder gar für die Arbeit. Als ich hierherkam, konnte ich nur ein paar grundlegende Sätze. Meine erste Familie sprach zum Glück auch ein wenig Englisch, und wir haben uns mit Händen und Füssen verständigt. Aber ich wusste, ich muss Deutsch lernen, das ist absolut notwendig, um gut in diesem Beruf zu sein und sich hier zurechtzufinden. Ich habe dann einen Deutschkurs besucht, dreimal die Woche, wenn ich frei hatte. Jetzt spreche ich fliessend Deutsch, und das hilft ungemein, nicht nur bei der Arbeit, sondern auch, um sich integrieren zu können. Ohne gute Deutschkenntnisse wäre es viel, viel schwieriger, gute Arbeit zu finden und Vertrauen aufzubauen.

Reporter: War der Umzug in die Schweiz schwierig für Sie? Und wie lange hat es gedauert, bis Sie sich eingelebt haben?

Teresa: Ja, der Umzug war schon eine grosse Sache. Ich habe meine Familie in Polen zurückgelassen, meine Freunde, alles, was ich kannte. Die erste Zeit war sehr einsam, ich habe meine Kinder und Enkelkinder sehr vermisst. Aber ich bin eine Kämpferin und wusste, warum ich das mache – für eine bessere Zukunft. Es hat bestimmt ein Jahr gedauert, bis ich mich wirklich akklimatisiert habe. Bis ich die Abläufe verstanden habe, die Menschen, die Kultur. Aber die Schweizer sind sehr ordentlich und strukturiert, und das hat mir geholfen, mich zurechtzufinden.

Reporter: Sie haben erwähnt, dass Sie bei der Seniorenwohnung leben. Sind Sie allein hier oder leben Sie mit Ihrem Partner oder Kindern?

Teresa: Ich bin hier alleine. Meine Kinder sind erwachsen und leben mit ihren Familien in Polen. Das ist oft das Schwierigste an meiner Arbeit, die Entfernung zu meiner eigenen Familie. Aber ich habe in der Schweiz auch neue Freunde gefunden, und das hilft sehr gegen die Einsamkeit.


2. Arbeit und Verdienst

Reporter: Kommen wir zum Thema Arbeit und Verdienst. Wie haben Sie Ihre Stelle als 24-Stunden-Betreuerin gefunden? Können Sie Seiten oder Agenturen empfehlen?

Teresa: Ich habe meine erste Stelle damals über eine Agentur in Polen gefunden. Das war eine grosse Hilfe, weil die sich um die Formalitäten gekümmert haben. Aber man muss sehr vorsichtig sein! Es gibt viele schwarze Schafe auf dem Markt. Ich würde immer empfehlen, nur mit seriösen und transparenten Agenturen zu arbeiten, die auch in der Schweiz registriert sind und Ihnen einen legalen Vertrag garantieren können. Ein ganz wichtiger Punkt: Achten Sie darauf, dass Sie einen Schweizer Arbeitsvertrag bekommen und dass alle Sozialabgaben wie AHV, IV, ALV, BVG korrekt abgeführt werden. Das ist absolut entscheidend für Ihre Rente und Ihre Sicherheit hier.

Reporter: Worauf sollte man bei der Jobsuche besonders achten, um nicht in eine Falle zu geraten?

Teresa: Oh, da gibt es einige Dinge! Erstens: Niemals Vorkasse leisten für irgendwelche “Vermittlungsgebühren”. Zweitens: Bestehen Sie immer auf einen schriftlichen Arbeitsvertrag, bevor Sie überhaupt anreisen. Prüfen Sie, ob darin die Arbeitszeiten, der Lohn, die Ferien und die Kündigungsfristen klar geregelt sind. Drittens: Informieren Sie sich über den Durchschnittslohn für Betreuungskräfte in der Schweiz. Wenn das Angebot viel zu gut klingt, ist es das meistens auch nicht. Und viertens: Fragen Sie nach Referenzen oder suchen Sie nach Bewertungen der Agentur im Internet. Es gibt leider viele Geschichten von Frauen, die ausgebeutet wurden, ohne angemessene Bezahlung oder mit viel zu langen Arbeitszeiten.

Reporter: Mussten Sie Ihre beruflichen Qualifikationen in der Schweiz anerkennen lassen? Wie war dieser Prozess?

Teresa: In meinem Fall war das nicht notwendig, da die 24-Stunden-Betreuung in der Schweiz oft nicht an bestimmte formale Qualifikationen gebunden ist wie zum Beispiel eine Ausbildung zur Pflegefachfrau. Wichtiger war meine Erfahrung in der Pflege und natürlich meine Persönlichkeit. Oft ist es aber so, dass eine Grundausbildung in der Pflege oder Erfahrungen in der Betreuung in Ihrem Heimatland von Vorteil sind. Manchmal verlangen Familien auch einen Erste-Hilfe-Kurs. Wenn man aber wirklich als Pflegefachperson arbeiten möchte, muss man seine Diplome anerkennen lassen, und das ist ein langer und komplizierter Prozess.

Reporter: Wie würden Sie die Arbeitskultur in der Schweiz im Vergleich zu Ihrem Heimatland bewerten?

Teresa: Die Pünktlichkeit und Ordnung sind hier sehr ausgeprägt. Alles ist sehr strukturiert, und man erwartet, dass man sich an Absprachen hält. In Polen ist es manchmal etwas flexibler, hier ist es klarer. Die Professionalität ist auch sehr hoch, und man wird als Arbeitskraft respektiert, wenn man gute Arbeit leistet. Ich schätze auch, dass die Arbeitsbedingungen klar geregelt sind, was den Schutz der Arbeitnehmer angeht. Das ist ein grosser Unterschied zu dem, was ich aus Polen kenne.

Reporter: Wie sieht ein typischer Arbeitstag für Sie als 24-Stunden-Betreuerin aus?

Teresa: Ein typischer Tag beginnt früh, meistens gegen 6:30 Uhr. Ich helfe meiner Seniorin beim Aufstehen, bei der Körperpflege und beim Anziehen. Dann gibt es Frühstück, und wir sprechen ein bisschen. Vormittags sind oft Aufgaben wie Haushalt, Kochen, Wäsche waschen dran. Vielleicht ein kleiner Spaziergang im Garten, wenn das Wetter und ihre Verfassung es zulassen. Mittags koche ich, und wir essen gemeinsam. Nachmittags ist oft Zeit für Aktivitäten: Vorlesen, Gesellschaftsspiele, manchmal auch Arztbesuche oder Einkäufe. Ich achte immer darauf, dass sie sich nicht langweilt, aber auch nicht überfordert ist. Am Abend bereite ich das Abendessen vor, helfe ihr wieder bei der Körperpflege und beim Zubettgehen. Ich schlafe im selben Haus, bin also auch nachts da, falls sie Hilfe braucht. Natürlich gibt es auch Pausenzeiten, aber die sind oft schwer einzuhalten, wenn man wirklich 24 Stunden da ist. Ich versuche, mir kleine Auszeiten zu schaffen, wenn die Seniorin schläft oder sich ausruht.

Reporter: Was war Ihr erster Job hier und wie waren die Verdienstmöglichkeiten damals?

Teresa: Meine erste Anstellung war auch als 24-Stunden-Betreuerin, in einer anderen Familie, ebenfalls in der Innerschweiz. Damals habe ich etwas weniger verdient als heute, ich glaube es waren so 3.500 Franken brutto im Monat. Das schien mir damals sehr viel, aber man muss ja auch die Kosten hier sehen.

Reporter: Können Sie uns Ihre aktuelle monatliche Brutto- und Netto-Gehalt nennen?

Teresa: Mein aktuelles Bruttogehalt liegt bei etwa 4.200 Franken im Monat. Das Nettogehalt liegt dann bei ungefähr 3.600 bis 3.700 Franken, nachdem Steuern, AHV, Pensionskasse und die obligatorische Krankenversicherung abgezogen wurden. Für eine 24-Stunden-Stelle ist das in Ordnung, aber es ist auch viel Verantwortung und harte Arbeit.

Reporter: Haben Sie zusätzliche Einkommensquellen?

Teresa: Nein, ich konzentriere mich ganz auf meine Arbeit als Betreuerin. Das ist eine Vollzeitaufgabe, die auch geistig sehr beansprucht. Da bleibt kaum Zeit für etwas anderes.

Reporter: Wie beurteilen Sie die beruflichen Entwicklungsmöglichkeiten in der Schweiz in Ihrem Bereich?

Teresa: Als 24-Stunden-Betreuerin sind die Entwicklungsmöglichkeiten eher begrenzt. Man kann sich weiterbilden in spezifischen Bereichen wie Demenzbetreuung oder Palliativpflege, das ist sehr nützlich. Aber eine klassische Karriereleiter wie in anderen Berufen gibt es hier nicht. Wenn man sich aber entschliesst, eine anerkannte Pflegeausbildung zu machen, dann öffnen sich natürlich viele Türen. Das ist aber ein grosser Schritt und braucht Zeit und Investitionen.

Reporter: Und wie steht es um die Work-Life-Balance?

Teresa: Die Work-Life-Balance ist als 24-Stunden-Betreuerin eine grosse Herausforderung. Man lebt und arbeitet im selben Haus, die Grenzen verschwimmen oft. Es ist wichtig, klare Absprachen mit der Familie zu treffen, wann man wirklich frei hat. Ich habe zum Beispiel eine feste Wochenendregelung, wo eine andere Betreuerin übernimmt. Das sind meine Tage, an denen ich wirklich abschalten kann. Aber unter der Woche bin ich ständig präsent. Das ist psychisch und physisch sehr anstrengend. Man muss lernen, sich seine kleinen Oasen der Ruhe zu schaffen, sei es beim Kaffeetrinken auf dem Balkon oder bei einem kurzen Spaziergang.


3. Lebenshaltungskosten

Reporter: Lassen Sie uns über die Lebenshaltungskosten sprechen. Sie leben ja direkt bei der Familie, das vereinfacht sicher einiges. Aber was sind Ihre typischen monatlichen Ausgaben? Zum Beispiel für Essen?

Teresa: Ja, das ist ein grosser Vorteil, dass ich keine Miete zahlen muss. Das spart enorm. Meine monatlichen Ausgaben für Essen belaufen sich auf etwa 300-400 Franken. Ich koche meistens selbst, auch für die Seniorin, und wir essen dann zusammen. Ich kaufe oft in Discountern wie Lidl oder Aldi ein, dort sind die Preise etwas günstiger.

Reporter: Und für Transport, Versicherungen und andere Dinge?

Teresa: Für Transport gebe ich monatlich vielleicht 50 Franken aus, wenn ich mal mit dem Bus in die Stadt fahre. Ich habe kein eigenes Auto hier. Die Krankenversicherung ist obligatorisch und wird direkt vom Lohn abgezogen, das sind bei mir um die 280 Franken pro Monat. Ich bin bei der Helsana versichert, und ich habe eine Franchise von 2.500 Franken gewählt, um die Prämien etwas niedriger zu halten. Das bedeutet, dass ich die ersten 2.500 Franken an medizinischen Kosten im Jahr selbst tragen muss, bevor die Versicherung zahlt. Für Unterhaltung oder persönliche Dinge gebe ich vielleicht 100-150 Franken aus im Monat. Das ist dann mal ein Kaffee in der Stadt, ein neues Buch oder ein kleines Geschenk für meine Familie. Für andere Dinge wie Kleidung oder Hygieneprodukte vielleicht nochmal 50 Franken.

Reporter: Wie sieht es mit jährlichen Ausgaben aus, die bei Ihnen anfallen, auch wenn Sie kein Auto haben?

Teresa: Jährliche Ausgaben sind für mich überschaubar. Ich habe kein Auto, also fallen da keine Kosten an. Die Billag-Gebühr (Rundfunk und Fernsehen) beträgt rund 335 Franken pro Jahr. Sonst gibt es keine grossen jährlichen Ausgaben, da viele Kosten durch die Familie abgedeckt sind, bei der ich wohne. Ich schicke aber auch regelmässig Geld nach Polen zu meiner Familie, das ist für mich eine wichtige “Ausgabe” und Investition.

Reporter: Was zahlen Sie für Telefon/Internet und welchen Anbieter nutzen Sie?

Teresa: Ich habe ein Mobilfunkabo bei Salt, das kostet mich ungefähr 30 Franken im Monat. Da ist Internet und Telefonie inklusive. Das reicht völlig aus, um mit meiner Familie in Kontakt zu bleiben und ein bisschen im Netz zu surfen. Die Familie, bei der ich wohne, hat natürlich auch Internet, das kann ich mitbenutzen.

Reporter: Waren die Lebenshaltungskosten in der Schweiz höher, als Sie erwartet hatten?

Teresa: Ja, definitiv! Ich hatte schon gehört, dass die Schweiz teuer ist, aber die Realität hat mich dann doch überrascht. Besonders die Preise im Supermarkt sind viel höher als in Polen. Ein Liter Milch oder ein Brot kann hier das Doppelte kosten. Aber man gewöhnt sich daran, und man lernt, wo man sparen kann.

Reporter: Nutzen Sie hier Dienstleistungen wie Friseur oder Kosmetik? Wie beurteilen Sie deren Preise und Qualität?

Teresa: Ich gehe selten zum Friseur, vielleicht einmal im halben Jahr. Dann suche ich mir einen Friseur, der nicht zu teuer ist. Ein Haarschnitt kostet schnell mal 60-80 Franken, das ist viel Geld. Die Qualität ist aber meistens sehr gut. Kosmetische Dienstleistungen nutze ich so gut wie gar nicht, das ist mir zu teuer. Ich mache das meiste selbst zu Hause.


4. Sparen und Investitionen

Reporter: Haben Sie Wege gefunden, Ihre Lebenshaltungskosten in der Schweiz zu senken?

Teresa: Ja, klar! Wie gesagt, Selberkochen spart enorm viel Geld im Vergleich zum Essen gehen. Ich kaufe hauptsächlich in Discountern wie Aldi und Lidl ein und achte auf Aktionen und Rabatte. Manchmal kaufe ich auch grössere Mengen, wenn es etwas im Angebot gibt, und friere es ein. Ich nutze auch oft öffentliche Verkehrsmittel, weil ein eigenes Auto hier einfach zu teuer wäre. Und für Kleidung schaue ich gerne in Secondhand-Läden oder warte auf den Sale. Man wird kreativer beim Sparen, wenn man hier lebt.

Reporter: Wie viel konnten Sie in der Schweiz monatlich oder jährlich sparen?

Teresa: Ich versuche, jeden Monat etwas wegzulegen. Im Durchschnitt kann ich etwa 1.500 bis 2.000 Franken im Monat sparen, manchmal mehr, manchmal weniger, je nachdem, welche Ausgaben ich habe oder ob ich zum Beispiel meine Familie in Polen besuche. Das ist ein grosser Grund, warum ich hier bin, um für meine Zukunft und die meiner Familie zu sparen.

Reporter: Investieren Sie Ihre Ersparnisse, zum Beispiel in Immobilien oder Aktien?

Teresa: Ich investiere meine Ersparnisse nicht direkt in Aktien oder die Börse, dafür habe ich zu wenig Wissen und auch zu viel Angst vor Verlusten. Mein Hauptziel ist es, etwas für meine Rente anzusparen und auch für meine Kinder, falls sie mal finanzielle Unterstützung brauchen. Ich habe einen Teil meiner Ersparnisse auf einem Sparkonto hier in der Schweiz. Ein anderer Teil geht als Unterstützung an meine Familie in Polen, da haben sie dann auch ein bisschen mehr Sicherheit.

Reporter: Haben Sie sich mit dem Schweizer Rentensystem auseinandergesetzt (z.B. die drei Säulen)? Wie beurteilen Sie es?

Teresa: Ja, ich habe mich damit beschäftigt, so gut es geht. Das Schweizer Rentensystem mit seinen drei Säulen ist schon komplex, aber es bietet eine gute Absicherung, wenn man hier lange arbeitet. Die erste Säule (AHV) ist die staatliche Vorsorge, die zweite Säule (Pensionskasse) ist die berufliche Vorsorge durch den Arbeitgeber, und die dritte Säule ist die private Vorsorge. Für mich ist die Pensionskasse (2. Säule) sehr wichtig, da ich weiss, dass ich dort Geld für meine Rente anspare. Das gibt mir eine gewisse Sicherheit für später. Ich denke, das System ist gut durchdacht und bietet eine solide Basis für den Ruhestand.


5. Alltag

Reporter: Wo kaufen Sie am häufigsten Lebensmittel ein? Können Sie bestimmte Läden oder Supermärkte empfehlen?

Teresa: Am häufigsten kaufe ich bei Lidl und Aldi ein. Dort finde ich die Preise am besten für den täglichen Bedarf. Manchmal gehe ich auch in einen Migros oder Coop, wenn ich etwas Spezielles brauche, aber dort ist es deutlich teurer. Für frisches Gemüse und Obst gehe ich manchmal auf den Wochenmarkt, da ist die Qualität oft hervorragend.

Reporter: Wie beurteilen Sie die Produktpreise in der Schweiz im Vergleich zu anderen Ländern?

Teresa: Die Preise sind viel höher als in Polen, das ist kein Geheimnis. Besonders Fleisch, Käse und Milchprodukte sind hier sehr teuer. Aber die Qualität ist auch oft sehr gut.

Reporter: Nutzen Sie Sonderangebote, Kundenkarten oder Spar-Apps?

Teresa: Ja, unbedingt! Ich habe die Kundenkarten von Migros und Coop, da sammelt man Punkte und bekommt manchmal Rabatte. Ich schaue auch immer in den Prospekten nach Aktionen, bevor ich einkaufen gehe. Manchmal gibt es auch Apps, die Gutscheine anbieten, aber die nutze ich seltener.

Reporter: Wie beurteilen Sie die Qualität der Speisen in Restaurants und Geschäften? Gibt es Produkte, die Sie besonders empfehlen oder vermeiden?

Teresa: Die Qualität der Lebensmittel ist generell sehr hoch in der Schweiz, sowohl in den Geschäften als auch in Restaurants. Man merkt, dass viel Wert auf frische und regionale Produkte gelegt wird. Ich persönlich empfehle immer die Käseprodukte hier, sie sind fantastisch! Und die Schweizer Schokolade natürlich. Was ich vermeide, sind stark verarbeitete Produkte, da die hier oft unverhältnismässig teuer sind.

Reporter: Nutzen Sie öffentliche Verkehrsmittel? Wie beurteilen Sie deren Qualität und Preise?

Teresa: Ja, ich nutze die öffentlichen Verkehrsmittel, wenn ich mal frei habe und in die Stadt fahre. Die Qualität ist hervorragend: Die Züge und Busse sind pünktlich, sauber und zuverlässig. Das Netz ist sehr gut ausgebaut, man kommt fast überall hin. Die Preise sind allerdings hoch. Eine kurze Busfahrt in Luzern kostet schnell mal 3-4 Franken. Ein Tagespass kann 10-15 Franken kosten. Aber dafür bekommt man auch eine top Leistung.

Reporter: Glauben Sie, es lohnt sich, in ein Auto in der Schweiz zu investieren, oder ist es besser, sich auf öffentliche Verkehrsmittel zu verlassen?

Teresa: Für mich persönlich ist es besser, sich auf öffentliche Verkehrsmittel zu verlassen. Ein eigenes Auto ist hier sehr teuer: Anschaffung, Versicherung (schnell mal 800-1.500 Franken pro Jahr, je nach Modell und Anbieter), Steuern (ein paar hundert Franken jährlich), Benzin und natürlich die Reparaturen. Wenn man nicht unbedingt darauf angewiesen ist, um zur Arbeit zu kommen, oder wenn man nicht oft lange Strecken fährt, dann lohnt sich ein Auto finanziell einfach nicht. Das ÖV-Netz ist so gut, da braucht man es selten.

Reporter: Wie beurteilen Sie den Umgang der Schweizer mit der Ökologie (z.B. Mülltrennung, Recycling)?

Teresa: Die Schweizer sind sehr umweltbewusst und nehmen das Thema Ökologie sehr ernst. Die Mülltrennung ist extrem streng und detailliert. Glas, Papier, Karton, PET-Flaschen, Aluminium, Bioabfälle – alles wird akribisch getrennt. Und man muss sich an die Regeln halten, sonst gibt es Ärger! Das war am Anfang etwas ungewohnt, aber ich finde es gut. Es ist beeindruckend, wie sauber alles ist.

Reporter: Mussten Sie sich an die lokalen Regeln zur Mülltrennung anpassen?

Teresa: Ja, absolut! Das war eine der ersten Dinge, die ich lernen musste. In Polen ist das nicht so streng. Hier gibt es für fast alles einen eigenen Container, und man muss spezielle Abfallsäcke kaufen, die recht teuer sind, das sind die sogenannten “Gebührensäcke”. Das System ist sehr effizient, aber man muss wirklich darauf achten, alles richtig zu trennen, sonst wird der Müll nicht abgeholt.


6. Integration und soziales Leben

Reporter: Lernen Sie die lokale Sprache, also Deutsch? Welche Lernmethoden empfehlen Sie?

Teresa: Ja, wie schon erwähnt, habe ich Deutsch gelernt und lerne immer noch. Ich habe einen Sprachkurs besucht, das war sehr wichtig für die Grundlagen. Aber am meisten habe ich gelernt, indem ich aktiv gesprochen habe – mit der Familie, die ich betreue, mit Nachbarn, beim Einkaufen. Ich schaue auch deutsches Fernsehen und höre deutsches Radio, das hilft ungemein für das Sprachgefühl. Und ich versuche, Bücher auf Deutsch zu lesen, auch wenn es am Anfang mühsam ist. Das Wichtigste ist, keine Angst zu haben, Fehler zu machen.

Reporter: Wie beurteilen Sie die Offenheit der Schweizer gegenüber Ausländern?

Teresa: Das ist eine schwierige Frage, denn es ist sehr unterschiedlich. Generell sind die Schweizer freundlich und korrekt, aber es braucht oft Zeit, bis man wirklich Zugang findet. Sie sind eher zurückhaltend und nicht so impulsiv wie vielleicht in Polen. Es kann dauern, bis man über Smalltalk hinauskommt. Ich habe aber auch sehr nette und hilfsbereite Schweizer kennengelernt, die mich wirklich willkommen geheissen haben. Es hängt auch stark davon ab, wo man lebt. In ländlichen Gebieten ist es manchmal schwieriger als in grösseren Städten. Ich denke, wenn man die Sprache spricht und sich bemüht, die Kultur zu verstehen, dann ist die Offenheit grösser.

Reporter: Was sind Ihre Lieblingsbeschäftigungen in Ihrer Freizeit in der Schweiz?

Teresa: Ich liebe die Natur hier! Wenn ich frei habe, gehe ich gerne wandern in den Bergen rund um Luzern. Die Aussicht ist atemberaubend, das ist Balsam für die Seele nach einer anstrengenden Woche. Ich gehe auch gerne an den Vierwaldstättersee, einfach spazieren und die Ruhe geniessen. Manchmal besuche ich auch kulturelle Veranstaltungen in Luzern, zum Beispiel Konzerte oder Ausstellungen, wenn ich die Zeit dazu finde. Und ich treffe mich gerne mit anderen polnischen Frauen, die auch hier arbeiten, da können wir uns austauschen und sind nicht so allein.

Reporter: Können Sie touristische Orte oder Attraktionen in Ihrer Region empfehlen?

Teresa: Unbedingt! Luzern selbst ist wunderschön, mit der Kapellbrücke und dem Wasserturm. Ein Spaziergang durch die Altstadt ist immer eine Freude. Der Pilatus ist ein Muss, man kann mit der steilsten Zahnradbahn der Welt hinauffahren und hat eine unglaubliche Aussicht. Auch der Rigi ist toll, der Berg der Königinnen. Und eine Schifffahrt auf dem Vierwaldstättersee ist einfach nur entspannend und wunderschön. Für jemanden, der die Natur liebt, ist die Zentralschweiz ein Paradies.


7. Formalitäten

Reporter: Welche Bank nutzen Sie in der Schweiz? Wie beurteilen Sie deren Dienstleistungen und Gebühren?

Teresa: Ich bin Kundin bei der PostFinance. Die Dienstleistungen sind sehr gut, das Online-Banking ist einfach zu bedienen, und die Filialen sind gut erreichbar. Die Gebühren sind in Ordnung, ich zahle monatlich ein paar Franken für die Kontoführung, aber das ist normal. Ich bin sehr zufrieden.

Reporter: War es einfach für Sie, ein Bankkonto zu eröffnen?

Teresa: Ja, das war eigentlich recht unkompliziert. Man brauchte meinen Ausweis, meinen Arbeitsvertrag und die Aufenthaltsbewilligung. Das hat vielleicht eine Stunde gedauert, und dann hatte ich mein Konto. Es ist wichtig, gleich am Anfang ein Bankkonto zu eröffnen, damit der Lohn überwiesen werden kann.

Reporter: Besitzen Sie ein Daueraufenthaltsrecht oder die Schweizer Staatsbürgerschaft? Wie war dieser Prozess?

Teresa: Ich besitze die Aufenthaltsbewilligung B. Das ist die Bewilligung für Aufenthalter, die für einen bestimmten Zweck und für eine bestimmte Dauer in der Schweiz leben. Ein Daueraufenthaltsrecht (C-Bewilligung) oder gar die Staatsbürgerschaft zu bekommen, ist ein sehr langer und schwieriger Prozess in der Schweiz. Dafür muss man viele Jahre hier leben, die Sprache perfekt beherrschen, integriert sein und keine Schulden oder Straftaten haben. Das ist für mich im Moment kein Thema, aber vielleicht später einmal.


8. Erziehung und Familie (nicht zutreffend für Teresa)

Reporter: Teresa, Sie haben keine kleinen Kinder, die hier in die Schule gehen. Gibt es dennoch etwas, das Sie zum Thema Kinderbetreuung und Bildung in der Schweiz sagen können, vielleicht aus Beobachtungen oder Gesprächen mit anderen Müttern?

Teresa: (Lächelt) Ja, das stimmt, meine Kinder sind gross und leben in Polen. Aber ich sehe natürlich, wie das hier läuft, und ich spreche mit anderen polnischen Frauen, die Kinder hier haben. Was mir auffällt, ist, dass die Krippen und Kindergärten hier sehr teuer sind. Ich höre von Müttern, dass sie schnell 1.500 bis 2.500 Franken im Monat für einen Krippenplatz bezahlen müssen, je nach Region und Anzahl der Tage. Das ist eine enorme Belastung für Familien. Es gibt zwar einkommensabhängige Subventionen, aber die sind nicht für alle ausreichend.

Ich habe auch den Eindruck, dass das schulische System hier sehr gut ist, aber auch sehr anspruchsvoll. Der Fokus liegt stark auf der individuellen Förderung, aber der Leistungsdruck ist auch spürbar. Für Kinder, die neu dazukommen und die Sprache noch nicht beherrschen, gibt es oft Sprachförderung in der Schule, das ist sehr wichtig. Aber die Integration in der Schule kann eine Herausforderung sein. Man merkt, dass hier viel Wert auf eine gute Ausbildung gelegt wird.


9. Besondere Erlebnisse

Reporter: Gab es etwas Besonderes, das Sie während Ihres Lebens in der Schweiz überrascht hat, zum Beispiel Traditionen, Bräuche oder die Art der Kommunikation?

Teresa: Oh ja, einiges! Was mich am meisten überrascht hat, ist die Pünktlichkeit der Schweizer. Wenn ein Termin um 10 Uhr ist, dann ist er um 10 Uhr, nicht um 10:05. Und wenn der Zug um 10:07 abfährt, dann tut er das auch. Das war am Anfang etwas ungewohnt, aber ich habe es zu schätzen gelernt. Es schafft eine grosse Verlässlichkeit.

Die Direktheit in der Kommunikation war auch etwas, an das ich mich gewöhnen musste. Die Schweizer sagen oft direkt, was sie denken, auch wenn es unbequem ist. In Polen ist man manchmal höflicher und umschreibt Dinge. Hier ist es oft sehr klar und sachlich.

Was die Traditionen angeht: Die vielen Feste und Bräuche in den Dörfern und Städten sind sehr schön. Zum Beispiel der Fasnachtsumzug in Luzern ist ein riesiges Spektakel, das hätte ich nie erwartet! Oder die Alpabzüge im Herbst, wenn die Kühe von den Alpen zurückkommen. Das sind Momente, in denen man die Schweizer Kultur wirklich hautnah erleben kann, und das finde ich sehr bereichernd. Und natürlich die Liebe zum Wandern und zur Natur, das ist hier tief verwurzelt.


10. Tipps für neue Bewohner

Reporter: Was ist Ihrer Meinung nach das Schwierigste bei der Anpassung an das Leben in der Schweiz?

Teresa: Das Schwierigste ist, sich an die Mentalität und die Kommunikationsweise zu gewöhnen. Die Schweizer sind oft distanzierter als das, was ich aus Polen kenne. Man muss geduldig sein, um Vertrauen aufzubauen. Und natürlich die Sprache. Ohne gute Deutschkenntnisse ist es viel, viel schwerer, sich hier zurechtzufinden und integriert zu werden. Man fühlt sich dann schnell isoliert.

Reporter: Nutzen Sie Apps oder Websites, die den Alltag erleichtern, zum Beispiel für den öffentlichen Nahverkehr oder zum Einkaufen? Wenn ja, welche würden Sie empfehlen?

Teresa: Ja, auf jeden Fall! Für den öffentlichen Nahverkehr ist die SBB Mobile App unverzichtbar. Da kann man Fahrpläne abrufen und Tickets kaufen. Für das Wetter nutze ich die MeteoSwiss App. Und für die Kommunikation mit meiner Familie nutze ich WhatsApp oder Viber. Für Einkaufspreise nutze ich keine spezielle App, da verlasse ich mich auf die Prospekte der Supermärkte.


11. Gesamtbeurteilung des Lebens

Reporter: Wie beurteilen Sie die Lebensqualität in der Schweiz insgesamt?

Teresa: Die Lebensqualität ist sehr hoch. Die Schweiz ist ein sehr sicheres Land, die Infrastruktur ist hervorragend, die Natur ist wunderschön und die Löhne sind gut. Man hat viele Möglichkeiten, wenn man bereit ist, hart zu arbeiten und sich anzupassen. Es gibt aber auch die andere Seite: die hohen Kosten und manchmal die Herausforderung, wirklich dazuzugehören.

Reporter: Wie beurteilen Sie die kulturellen Unterschiede zwischen Ihrem Heimatland und der Schweiz?

Teresa: Die Unterschiede sind schon deutlich. In Polen ist es familiärer, herzlicher, man ist spontaner. Hier ist alles sehr strukturiert, ordentlich und pünktlich. Die Beziehungen sind oft formeller. Aber das heisst nicht, dass es schlecht ist, es ist einfach anders. Man muss sich darauf einlassen. Ich vermisse manchmal die polnische Herzlichkeit und Spontaneität, aber ich schätze auch die Schweizer Zuverlässigkeit und Sicherheit.

Reporter: Was sind die grössten Vorteile des Lebens in der Schweiz?

Teresa: Ganz klar:

    1. Die hohen Löhne und die Möglichkeit zu sparen. Das ist der Hauptgrund, warum viele von uns hierherkommen.

    1. Die Sicherheit und Stabilität des Landes. Man fühlt sich hier sehr sicher.

    1. Die wunderschöne Natur. Berge, Seen, saubere Luft – das ist unglaublich.

    1. Die hervorragende Infrastruktur (ÖV, Strassen, Gesundheitswesen).

    1. Die hohe Qualität der Produkte und Dienstleistungen.

Reporter: Und was sind die grössten Herausforderungen?

Teresa: Die grössten Herausforderungen sind:

    1. Die extrem hohen Lebenshaltungskosten, besonders für Miete und Lebensmittel.

    1. Die sprachliche und kulturelle Integration. Es braucht viel Geduld und Eigeninitiative, um Anschluss zu finden.

    1. Die Distanz zur eigenen Familie. Das ist emotional sehr schwierig.

    1. Manchmal die Formalitäten und die Bürokratie, die sehr komplex sein können.

Reporter: Teresa, vielen herzlichen Dank für dieses offene und detaillierte Gespräch. Es war sehr aufschlussreich!

Teresa: Gerne geschehen. Ich hoffe, meine Erfahrungen können anderen Menschen helfen, die überlegen, in der Schweiz zu arbeiten und zu leben. Es ist ein hartes, aber auch sehr lohnendes Leben.

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Updated on August 18, 2025 at 8:25 am
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