Piotr: Alltag eines litauischen Klempners in der Schweiz
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Piotr: Alltag eines litauischen Klempners in der Schweiz
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Übersicht
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Beschreibung
Absolut! Hier ist ein ausführliches Interview mit Piotr, dem litauischen Klempner in der Schweiz, ganz auf Deutsch, mit Beispielen, Zahlen und persönlichen Erfahrungen, als ob es ein echtes Gespräch wäre.
Kostenart | Monatliche Kosten (CHF) | Jährliche Kosten (CHF) | Anmerkungen |
---|---|---|---|
Miete | 1.500 | 18.000 | Einzimmerwohnung in Lausanne |
Nebenkosten (Heizung, Strom) | 150 | 1.800 | |
Lebensmittel | 500–600 | 6.000–7.200 | Selbst kochen, günstige Supermärkte |
Transport (ÖV-Abo) | 70 | 840 | Monatsabonnement für öffentliche Verkehrsmittel |
Krankenversicherung | 350 | 4.200 | Franchise: 2.500 CHF, nur Grundversicherung |
Unterhaltung/Freizeit | 150–200 | 1.800–2.400 | Kino, Ausflüge, Bier |
Telefon und Internet | 70 | 840 | Handy: Salt, Internet: Sunrise |
Geldüberweisung Familie | 800 | 9.600 | Überweisung nach Litauen |
Serafe (TV-Lizenz) | – | 335 | Obligatorisch, jährlich |
Kleidung/Zahnarzt/sonstiges | – | 500–1.000 | Unregelmäßige Ausgaben |
Flüge in die Heimat | – | 1.000–2.100 | 2–3 Flüge/Jahr, je 500–700 CHF |
Hinweise:
-
Die monatlichen Gesamtkosten (ohne unregelmäßige Ausgaben) betragen rund 3.590–3.990 CHF.
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Die jährlichen Gesamtkosten (inkl. aller Posten) liegen bei etwa 43.000–48.000 CHF, je nach individuellen Ausgaben und Flugkosten.
-
Es wird versucht, monatlich 1.000–1.200 CHF zu sparen, was jährlich 12.000–14.400 CHF entspricht1.
Ein Gespräch mit Piotr: Alltag eines litauischen Klempners in der Schweiz
Interviewerin: Guten Tag, Piotr! Vielen Dank, dass Sie sich heute die Zeit nehmen. Es ist schön, Sie hier in Lausanne zu treffen.
Piotr: Guten Tag! Gerne, ich freue mich, meine Erfahrungen zu teilen.
1. Basisinformationen
Interviewerin: Piotr, erzählen Sie uns doch zuerst ein bisschen über sich. Seit wann leben Sie in der Schweiz und wo genau?
Piotr: Also, ich lebe jetzt seit ungefähr fünf Jahren hier in der Schweiz. Ich bin im Sommer 2019 gekommen. Mein Zuhause ist hier in Lausanne, im Kanton Waadt.
Interviewerin: Und Ihr Beruf?
Piotr: Ich bin gelernter Installateur und arbeite hier als Heizungsinstallateur. Hauptsächlich kümmere ich mich um den Einbau von Heizsystemen in Neubauten.
Interviewerin: Wie ist es mit den Sprachen? Lausanne ist ja französischsprachig. Wie gut sprechen Sie Französisch oder andere Sprachen? War das eine Hürde für Ihre Arbeit?
Piotr: Ja, das war am Anfang schon eine Herausforderung. In Litauen habe ich natürlich Litauisch gesprochen, dazu noch Russisch und ein bisschen Englisch. Hier in Lausanne musste ich Französisch lernen. Am Anfang war es schwierig, aber ich habe viel gelernt, auch auf der Baustelle. Man muss sich verständigen können, besonders bei den technischen Details und wenn man mit Architekten oder Bauleitern spricht. Ich würde sagen, mein Französisch ist jetzt gut genug für den Alltag und die Arbeit. Ohne Französisch wäre es unmöglich gewesen.
Interviewerin: War der Umzug für Sie schwierig? Wie lange hat es gedauert, bis Sie sich eingelebt hatten?
Piotr: Der Umzug war nicht einfach. Die Sprache war das eine, aber auch die Mentalität und die Bürokratie. Es hat bestimmt ein Jahr gedauert, bis ich mich wirklich eingelebt und wohlgefühlt habe. Man muss sich an so vieles gewöhnen – die Pünktlichkeit, die Regeln, die Art, wie die Leute hier miteinander umgehen. Anfangs fühlte ich mich oft wie ein Alien.
Interviewerin: Wohnen Sie alleine oder mit Partnerin und Kindern?
Piotr: Ich wohne alleine hier. Meine Familie – meine Frau und unsere zwei Kinder – sind noch in Litauen. Das ist die grösste Herausforderung, diese Distanz. Ich versuche, sie so oft wie möglich zu besuchen, aber es ist teuer.
2. Arbeit und Einkommen
Interviewerin: Sie haben erwähnt, dass Sie wegen der höheren Gehälter in die Schweiz gekommen sind. Wie haben Sie damals Ihre Arbeit gefunden? Haben Sie Tipps für andere, die hier Arbeit suchen?
Piotr: Ja, genau. Ich habe von Kollegen gehört, dass die Schweiz gute Möglichkeiten im Baugewerbe bietet. Ich habe hauptsächlich online gesucht. Jobportale wie JobScout24 und Indeed waren hilfreich. Ich kann auch empfehlen, sich bei Personalagenturen zu melden, die auf Handwerksberufe spezialisiert sind. Die haben oft direkten Zugang zu Unternehmen, die Leute suchen. Ich habe meine erste Stelle über eine solche Agentur gefunden.
Interviewerin: Worauf sollte man bei der Jobsuche besonders achten?
Piotr: Ganz wichtig: Lesen Sie den Arbeitsvertrag genau durch! Auch das Kleingedruckte. Fragen Sie nach den Arbeitszeiten, den Überstundenregelungen, den Ferien. Und lassen Sie sich nicht auf irgendwelche dubiosen Angebote ein, die zu gut klingen, um wahr zu sein. Es gibt leider auch schwarze Schafe. Ausserdem ist es wichtig, dass man seine Diplome und Zeugnisse übersetzt und beglaubigen lässt, schon bevor man sich bewirbt.
Interviewerin: Mussten Sie Ihre beruflichen Qualifikationen hier in der Schweiz anerkennen lassen? Wie lief dieser Prozess ab?
Piotr: Ja, das musste ich. Das war ein ziemlich aufwendiger Prozess, typisch Schweizer Bürokratie eben. Ich musste alle meine litauischen Diplome und Arbeitszeugnisse beim Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) einreichen. Es hat Monate gedauert und ich musste viele Formulare ausfüllen. Am Ende wurde meine Ausbildung als gleichwertig anerkannt, aber es war viel Papierkram und Geduld gefragt. Man braucht wirklich einen langen Atem dafür.
Interviewerin: Wie beurteilen Sie die Arbeitskultur in der Schweiz im Vergleich zu Litauen?
Piotr: Oh, das ist ein grosser Unterschied. In Litauen ist es oft lockerer, flexibler. Hier in der Schweiz ist alles sehr strukturiert und reglementiert. Pünktlichkeit ist extrem wichtig, und die Einhaltung der Vorschriften ist absolut entscheidend. Man kann nicht einfach improvisieren. Alles muss perfekt sein. Ich musste mich erst daran gewöhnen, dass jedes Detail zählt. Aber es hat auch seine Vorteile: Die Qualität der Arbeit ist sehr hoch und die Projekte laufen viel organisierter ab.
Interviewerin: Wie sieht ein typischer Arbeitstag als Heizungsinstallateur bei Ihnen aus?
Piotr: Mein Tag beginnt früh, meistens um 6 Uhr. Ich fahre zur Baustelle, das kann irgendwo im Kanton Waadt sein, manchmal auch weiter weg. Dann laden wir das Material ab, besprechen den Tagesplan. Wir installieren Heizungsrohre, montieren Heizkörper oder Fussbodenheizungen, schliessen die Systeme an. Es ist viel körperliche Arbeit, oft in engen Räumen. Gegen 17 Uhr ist Feierabend, manchmal auch später, wenn es viel zu tun gibt. Es ist ein anspruchsvoller Job, aber ich mag es, wenn man am Ende des Tages sieht, was man geschafft hat.
Interviewerin: Erinnern Sie sich an Ihre erste Arbeit hier und Ihr damaliges Einkommen?
Piotr: Ja, meine erste Anstellung war bei einer kleineren Firma, auch als Heizungsinstallateur. Das war noch über die Personalagentur. Damals habe ich brutto etwa 4.500 Franken pro Monat verdient. Das war für mich schon sehr viel, wenn man es mit Litauen vergleicht.
Interviewerin: Und wie hoch ist Ihr aktuelles monatliches Brutto- und Nettoeinkommen?
Piotr: Aktuell verdiene ich brutto etwa 6.200 Franken im Monat. Das ist ein gutes Gehalt für meine Branche. Netto bleiben mir davon, nach Abzügen für Steuern, Sozialversicherungen und Krankenversicherung, etwa 4.800 Franken.
Interviewerin: Haben Sie zusätzliche Einkommensquellen?
Piotr: Nein, keine festen. Manchmal mache ich am Wochenende mal eine kleinere Reparatur bei Bekannten oder so, aber das ist nichts Regelmässiges. Mein Haupteinkommen kommt von meiner Festanstellung.
Interviewerin: Wie beurteilen Sie die beruflichen Entwicklungsmöglichkeiten in der Schweiz?
Piotr: Es gibt definitiv Möglichkeiten, sich weiterzuentwickeln. Man kann sich spezialisieren, zum Beispiel auf erneuerbare Energien oder auf Smart-Home-Systeme. Es gibt auch Weiterbildungskurse und Berufsprüfungen, um sich zum Chefmonteur oder Projektleiter weiterzubilden. Ich spiele mit dem Gedanken, so etwas in Zukunft zu machen. Aber es ist natürlich auch eine Investition in Zeit und Geld.
Interviewerin: Und wie sieht es mit der Work-Life-Balance aus?
Piotr: Die Work-Life-Balance ist hier schon besser als in Litauen. Man hat feste Arbeitszeiten, und die Überstunden werden meistens gut bezahlt oder können abgefeiert werden. Die Ferien sind auch in Ordnung, vier Wochen im Jahr. In Litauen musste ich oft länger arbeiten, ohne zusätzliche Bezahlung. Hier habe ich mehr Zeit für mich, auch wenn die Familie weit weg ist.
3. Lebenshaltungskosten
Interviewerin: Kommen wir zu einem wichtigen Thema: den Lebenshaltungskosten. Die Schweiz ist ja bekanntlich teuer. Können Sie uns Ihre monatlichen Ausgaben aufschlüsseln? Beginnen wir mit der Miete und den Nebenkosten.
Piotr: Puh, ja, das ist der grösste Batzen. Für meine Einzimmerwohnung in Lausanne zahle ich monatlich 1.500 Franken Miete. Dazu kommen noch Nebenkosten für Heizung, Wasser und Strom von etwa 150 Franken. Also insgesamt 1.650 Franken für die Wohnung. Das ist schon ein grosses Stück von meinem Gehalt.
Interviewerin: Und für Essen?
Piotr: Für Lebensmittel gebe ich pro Monat etwa 500 bis 600 Franken aus. Ich versuche, sparsam zu sein, koche viel selbst und kaufe oft bei Lidl oder Aldi ein, weil die etwas günstiger sind als Migros oder Coop. Aber frisches Obst und Gemüse sind hier schon teuer.
Interviewerin: Wie hoch sind Ihre monatlichen Transportkosten?
Piotr: Ich habe kein Auto hier, das wäre zu teuer. Ich fahre mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit. Das kostet mich etwa 70 Franken im Monat für ein Abonnement. Manchmal nehme ich auch das Velo.
Interviewerin: Das Gesundheitssystem in der Schweiz ist komplex. Wie hoch sind Ihre monatlichen Ausgaben für die Krankenversicherung? Und welche Franchise haben Sie gewählt?
Piotr: Die Krankenversicherung ist auch ein grosser Posten. Ich zahle monatlich etwa 350 Franken. Ich habe eine Franchise von 2.500 Franken gewählt, das ist die höchste. Das bedeutet, dass ich die ersten 2.500 Franken an Arztkosten im Jahr selbst zahlen muss, bevor die Versicherung einspringt. Ich nutze die Gesellschaft Helsana. Man muss das gut überlegen, welche Franchise man wählt. Wenn man selten krank ist, ist eine hohe Franchise günstiger.
Interviewerin: Wie viel geben Sie monatlich für Unterhaltung aus? Wofür?
Piotr: Für Unterhaltung und Freizeitaktivitäten gebe ich im Monat vielleicht 150 bis 200 Franken aus. Das ist dann mal ein Kinobesuch, ein Feierabendbier mit Kollegen oder ein Ausflug in die Berge. Ich versuche, nicht zu viel auszugeben, weil ich ja auch sparen möchte.
Interviewerin: Und sonstige monatliche Ausgaben, zum Beispiel für Kinder oder Haustiere?
Piotr: Ich habe ja keine Kinder oder Haustiere hier, also fallen diese Kosten für mich weg. Aber ich schicke jeden Monat Geld nach Litauen an meine Familie, das sind etwa 800 Franken.
Interviewerin: Kommen wir zu den jährlichen Ausgaben. Haben Sie ein Auto? Wenn ja, welche Marke, Modell und Baujahr?
Piotr: Nein, ich habe kein Auto hier, wie gesagt. Das wäre zu teuer.
Interviewerin: Wie hoch sind Ihre jährlichen Ausgaben für die Autoversicherung und die Strassensteuer?
Piotr: Entfällt für mich.
Interviewerin: Und der jährliche Beitrag für die TV-Lizenz (Serafe)?
Piotr: Für Serafe zahle ich jährlich 335 Franken. Das ist obligatorisch.
Interviewerin: Haben Sie sonstige jährliche Ausgaben?
Piotr: Naja, Kleidung, Zahnarztbesuche, das sind unregelmässige Ausgaben, die ich nicht genau beziffern kann, aber ich rechne da mal mit 500 bis 1.000 Franken im Jahr. Und natürlich die Flüge nach Litauen, das sind auch schnell mal 500-700 Franken pro Flug, je nach Saison. Das mache ich zwei- bis dreimal im Jahr.
Interviewerin: Wie viel zahlen Sie für Telefon und Internet? Welchen Anbieter nutzen Sie?
Piotr: Für mein Handyabo und Internet in der Wohnung zahle ich zusammen etwa 70 Franken im Monat. Ich nutze Salt für mein Handy und Sunrise für das Internet zu Hause.
Interviewerin: Fanden Sie die Lebenshaltungskosten in der Schweiz höher als erwartet?
Piotr: Ja, absolut! Ich wusste, dass es teuer ist, aber dass es SO teuer ist, hat mich überrascht. Besonders die Mieten und die Krankenversicherung sind wirklich happig. Man muss sehr genau planen, um hier über die Runden zu kommen und gleichzeitig noch etwas sparen zu können.
Interviewerin: Nutzen Sie Friseur- oder Kosmetikdienste? Wie beurteilen Sie deren Preise und Qualität?
Piotr: Ich gehe hier selten zum Friseur. Wenn, dann suche ich einen günstigeren Laden, oft von Ausländern geführt, wo ein Haarschnitt vielleicht 30 Franken kostet. Die Qualität ist okay. In Litauen ist das natürlich viel billiger. Kosmetikdienste nutze ich gar nicht.
4. Sparen und Investitionen
Interviewerin: Haben Sie Wege gefunden, Ihre Lebenshaltungskosten in der Schweiz zu senken?
Piotr: Ja, klar. Wie schon gesagt, koche ich viel selbst, statt auswärts zu essen. Ich kaufe im Discounter ein. Ich verzichte auf ein Auto und nutze öffentliche Verkehrsmittel. Ich gehe nicht oft ins Kino oder in teure Restaurants. Und ich bin sehr vorsichtig bei der Auswahl der Krankenversicherung – die höchste Franchise, nur die Grundversicherung, keine unnötigen Zusatzleistungen. Man muss wirklich auf jeden Franken achten.
Interviewerin: Wie viel können Sie monatlich oder jährlich in der Schweiz sparen?
Piotr: Ich versuche, monatlich mindestens 1.000 Franken zu sparen. Manchmal sind es auch 1.200 Franken, wenn ich besonders sparsam bin. Aufs Jahr gerechnet sind das dann 12.000 bis 14.400 Franken. Das ist mein Hauptgrund, warum ich hier bin: um für meine Familie und die Zukunft zu sparen.
Interviewerin: Investieren Sie Ihre Ersparnisse (z.B. in Immobilien, die Börse, Pensionsfonds)? Welche Erfahrungen haben Sie gemacht?
Piotr: Ich investiere meine Ersparnisse hauptsächlich in Litauen. Ich habe dort vor kurzem eine kleine Wohnung gekauft, die ich vermiete. Das ist meine Altersvorsorge. Mit der Börse oder Pensionsfonds in der Schweiz habe ich mich noch nicht wirklich beschäftigt. Ich bin da eher konservativ.
Interviewerin: Haben Sie sich mit dem Schweizer Rentensystem (z.B. den drei Säulen) vertraut gemacht? Wie beurteilen Sie es?
Piotr: Ich habe mich grob damit befasst. Das System mit den drei Säulen ist schon sehr gut aufgebaut, um für das Alter vorzusorgen. Die erste Säule (AHV) ist obligatorisch, die zweite Säule (BVG) ist für Arbeitnehmer auch obligatorisch und die dritte Säule (3a und 3b) ist freiwillig. Ich zahle in die ersten beiden Säulen ein, das ist ja Teil meiner Lohnabzüge. Die dritte Säule habe ich noch nicht aktiv genutzt, weil ich mein Geld lieber in Immobilien in Litauen investiere. Aber es ist beruhigend zu wissen, dass hier ein gutes Rentensystem existiert.
5. Alltag
Interviewerin: Wo kaufen Sie am häufigsten Lebensmittel ein? Können Sie bestimmte Geschäfte oder Märkte empfehlen?
Piotr: Ich kaufe hauptsächlich bei Lidl und Aldi ein, weil sie wie gesagt günstiger sind. Für spezielle Dinge gehe ich manchmal auch in den Migros oder Coop, aber da sind die Preise deutlich höher. Manchmal gibt es auch Märkte, wo man frisches Gemüse direkt vom Bauern kaufen kann, das ist auch eine gute Option.
Interviewerin: Wie beurteilen Sie die Produktpreise in der Schweiz im Vergleich zu anderen Ländern?
Piotr: Die Preise sind extrem hoch, das habe ich ja schon gesagt. Besonders Fleisch, Käse und importierte Produkte sind viel teurer als in Litauen oder Deutschland. Ich muss mich da oft zusammenreissen, nicht zu viel zu kaufen.
Interviewerin: Nutzen Sie Aktionen, Kundenkarten oder Spar-Apps?
Piotr: Ja, ich nutze die Cumulus-Karte von Migros und die Supercard von Coop, um Punkte zu sammeln und von Rabatten zu profitieren. Und ich schaue immer in den Prospekten nach den aktuellen Aktionen. Das macht einen Unterschied.
Interviewerin: Wie beurteilen Sie die Qualität der Lebensmittel in Restaurants und Geschäften? Gibt es Produkte, die Sie besonders empfehlen oder vermeiden würden?
Piotr: Die Qualität ist sehr gut, das muss ich sagen. Besonders die Milchprodukte und das Brot sind hier hervorragend. Ich empfehle, Schweizer Käse zu probieren, der ist wirklich lecker. Vermeiden würde ich eigentlich nichts Spezielles, aber man muss halt immer auf den Preis schauen.
Interviewerin: Nutzen Sie öffentliche Verkehrsmittel? Wie beurteilen Sie deren Qualität und Preise?
Piotr: Ja, ich nutze sie täglich. Die öffentlichen Verkehrsmittel sind hier sehr pünktlich, sauber und zuverlässig. Das ist wirklich top. Die Preise sind allerdings auch hoch. Für mein monatliches Abo zahle ich 70 Franken, aber dafür komme ich überall hin und brauche kein Auto.
Interviewerin: Glauben Sie, dass es sich in der Schweiz lohnt, in ein Auto zu investieren, oder ist es besser, sich auf öffentliche Verkehrsmittel zu verlassen?
Piotr: Für mich persönlich lohnt sich ein Auto nicht. Die Anschaffungskosten, die Versicherung, die Garage, die Strassensteuer, der Benzin – das ist alles enorm teuer. Und in der Stadt braucht man es oft gar nicht, weil die öffentlichen Verkehrsmittel so gut sind. Für Leute, die auf dem Land wohnen oder viel Material transportieren müssen, kann ein Auto sinnvoll sein, aber für mich als Klempner, der mit dem Firmenwagen zur Baustelle fährt, ist es unnötiger Luxus.
Interviewerin: Wie beurteilen Sie das Umweltbewusstsein der Schweizer (z.B. Mülltrennung, Recycling)?
Piotr: Die Schweizer sind extrem umweltbewusst, viel mehr als in Litauen. Mülltrennung ist hier eine Religion! Es gibt so viele verschiedene Säcke und Container für Plastik, Papier, Glas, Kompost, Aluminium… Am Anfang war das sehr verwirrend für mich, aber man gewöhnt sich daran. Man muss es lernen, sonst gibt es Ärger mit den Nachbarn. Ich finde das gut, dass hier so viel Wert auf Umweltschutz gelegt wird.
Interviewerin: Mussten Sie sich an lokale Regeln zur Mülltrennung anpassen?
Piotr: Ja, absolut. Ich musste lernen, welcher Müll in welchen Sack gehört und wann der Müll abgeholt wird. Wenn man es falsch macht, lassen die Leute den Müllsack einfach stehen. Es ist ein bisschen wie eine Wissenschaft. Aber es macht Sinn.
6. Gesundheit und Dienstleistungen
Interviewerin: Haben Sie sich in der Schweiz medizinisch behandeln lassen? Wie beurteilen Sie die Kosten und die Qualität der Gesundheitsversorgung?
Piotr: Zum Glück war ich bisher nur einmal beim Arzt, wegen einer Grippe. Die Qualität der Gesundheitsversorgung ist sehr hoch. Die Ärzte sind gut ausgebildet, die Spitäler modern. Aber die Kosten sind enorm. Da ich eine hohe Franchise habe, musste ich die Konsultation und die Medikamente selbst bezahlen, das waren schnell 200 Franken. Man muss sich das leisten können.
Interviewerin: Ist Ihr Auto in der Schweiz kaputt gegangen? Wie hoch waren die Reparaturkosten?
Piotr: Ich habe ja kein Auto. Aber ich höre von Kollegen, dass Autoreparaturen hier sehr teuer sind.
Interviewerin: Nutzen Sie Reparatur-, Technik- oder Wartungsdienste? Wie beurteilen Sie deren Preise und Qualität?
Piotr: Als Installateur repariere ich die meisten Dinge selbst, oder ich frage einen Kollegen. Aber wenn ich mal einen Handwerker brauche, zum Beispiel für eine Elektroinstallation, dann ist das hier sehr teuer. Die Qualität ist aber meistens top, da gibt es nichts zu meckern.
7. Integration und soziale Leben
Interviewerin: Lernen Sie die lokale Sprache (Französisch)? Wenn ja, welche Lernmethoden empfehlen Sie?
Piotr: Ja, ich lerne Französisch. Am Anfang habe ich einen Abendkurs besucht, das hat mir geholfen, die Grundlagen zu lernen. Aber am meisten lerne ich durch die Arbeit und im Alltag. Man muss einfach reden, auch wenn man Fehler macht. Ich schaue auch französische Filme und höre französische Musik. Es braucht Zeit und Geduld.
Interviewerin: Wie beurteilen Sie die Offenheit der Schweizer gegenüber Ausländern?
Piotr: Das ist gemischt. Die Schweizer sind nicht so offen wie vielleicht andere Nationalitäten. Sie sind eher zurückhaltend und brauchen länger, um Vertrauen aufzubauen. Man muss sich an ihre Art gewöhnen. Aber wenn man sich Mühe gibt, die Sprache lernt und die Regeln respektiert, dann akzeptieren sie einen. Ich habe hier ein paar gute Kollegen gefunden, aber es war nicht einfach, Freundschaften zu schliessen. Es gibt immer noch diese Distanz, weil ich Ausländer bin.
Interviewerin: Wie verbringen Sie am liebsten Ihre Freizeit in der Schweiz?
Piotr: Ich gehe gerne wandern in den Bergen. Die Natur hier ist einfach wunderschön. Manchmal besuche ich auch eine Stadt, zum Beispiel Bern oder Genf. Im Sommer fahre ich gerne an den Genfersee, das ist sehr entspannend. Kulturveranstaltungen besuche ich eher selten, weil ich nicht so viel Französisch verstehe, um Theaterstücke oder Opern zu geniessen.
Interviewerin: Können Sie touristische Orte oder Attraktionen in Ihrer Region empfehlen?
Piotr: Auf jeden Fall! Der Genfersee ist ein Muss. Man kann eine Bootsfahrt machen oder einfach am Ufer spazieren gehen. Die Altstadt von Lausanne ist auch sehr schön, mit der Kathedrale. Und wenn man gerne wandert, dann die Rochers de Naye, von dort hat man eine fantastische Aussicht über den See und die Alpen. Im Winter kann man hier auch gut Ski fahren, aber das ist mir zu teuer.
8. Formalitäten
Interviewerin: Welche Bank nutzen Sie in der Schweiz? Wie beurteilen Sie deren Dienstleistungen und Gebühren?
Piotr: Ich nutze die PostFinance. Die haben ein gutes Online-Banking und die Gebühren sind okay. Es war auch relativ einfach, ein Konto zu eröffnen, man brauchte nur den Pass und den Arbeitsvertrag.
Interviewerin: Haben Sie ein Daueraufenthaltsrecht oder die Schweizer Staatsbürgerschaft? Wie lief dieser Prozess ab?
Piotr: Ich habe noch kein Daueraufenthaltsrecht (C-Bewilligung), ich habe die B-Bewilligung, die jedes Jahr erneuert werden muss. Für die C-Bewilligung braucht man meistens fünf Jahre ununterbrochenen Aufenthalt und muss sich gut integriert haben. Für die Staatsbürgerschaft ist es noch viel komplizierter, da braucht man zehn Jahre Aufenthalt und muss einen Einbürgerungstest bestehen. Das ist noch ein weiter Weg für mich.
9. Einzigartige Erfahrungen
Interviewerin: Hat Sie etwas Besonderes am Leben in der Schweiz überrascht (z.B. Traditionen, Bräuche, Kommunikationsweise)?
Piotr: Ja, die Pünktlichkeit und die Einhaltung der Regeln haben mich wirklich überrascht. Alles ist hier so geregelt, es gibt für alles ein Gesetz. Und die Kommunikationsweise ist direkter, aber gleichzeitig auch reservierter. Manchmal ist es schwer, die Schweizer zu lesen. Und die Ruhe am Sonntag! Da ist wirklich alles zu, das war am Anfang komisch für mich.
Interviewerin: Welche Erfahrungen haben Sie mit Nationalfeiertagen oder lokalen Festen in der Schweiz gemacht?
Piotr: Ich habe schon ein paar Mal den 1. August, den Nationalfeiertag, miterlebt. Da gibt es überall Feuerwerk und Feste, das ist schön. Und die Weinlesefeste im Herbst hier in der Region sind auch sehr gemütlich. Die Schweizer feiern eher im Kleinen, in den Dörfern, nicht so riesig wie in Litauen.
10. Tipps für neue Bewohner
Interviewerin: Was ist Ihrer Meinung nach am schwierigsten bei der Anpassung an das Leben in der Schweiz?
Piotr: Am schwierigsten ist die Einsamkeit und die Sprachbarriere. Am Anfang fühlt man sich oft isoliert, weil man die Sprache nicht spricht und die Leute so reserviert sind. Und dann die Bürokratie und die hohen Preise. Man muss wirklich hart arbeiten, um sich hier ein gutes Leben aufzubauen. Man braucht Geduld, Disziplin und einen eisernen Willen.
Interviewerin: Nutzen Sie Apps oder Websites, die den Alltag erleichtern (z.B. ÖV, Einkaufen)? Wenn ja, welche empfehlen Sie?
Piotr: Für den öffentlichen Verkehr nutze ich die SBB Mobile App, die ist super. Für Einkäufe habe ich die Apps von Migros und Coop. Ansonsten schaue ich gerne auf Ricardo.ch, das ist eine Art Online-Marktplatz, wo man oft günstige gebrauchte Sachen finden kann. Und natürlich Google Maps, um mich zurechtzufinden.
11. Gesamtbeurteilung des Lebens
Interviewerin: Wie beurteilen Sie die Lebensqualität in der Schweiz?
Piotr: Die Lebensqualität ist sehr hoch. Die Infrastruktur ist hervorragend, die Städte sind sauber und sicher, die Natur ist wunderschön. Man hat viele Möglichkeiten für Outdoor-Aktivitäten. Das Gesundheitssystem ist gut, auch wenn es teuer ist.
Interviewerin: Wie beurteilen Sie die kulturellen Unterschiede zwischen Ihrem Heimatland und der Schweiz?
Piotr: Die kulturellen Unterschiede sind gross. In Litauen ist man spontaner, herzlicher, vielleicht auch chaotischer. Hier ist alles sehr organisiert, pünktlich, sauber und manchmal etwas steif. Man muss sich an diese Schweizer Präzision gewöhnen.
Interviewerin: Was sind die grössten Vorteile des Lebens in der Schweiz?
Piotr: Die grössten Vorteile sind definitiv die hohen Löhne und die finanzielle Stabilität. Ich kann hier ein Vielfaches von dem verdienen, was ich in Litauen verdienen würde, und so für meine Familie sorgen. Die Sicherheit und die hohe Lebensqualität sind auch riesige Vorteile. Und die atemberaubende Natur, die Berge und Seen.
Interviewerin: Was sind die grössten Herausforderungen im Zusammenhang mit dem Leben in der Schweiz?
Piotr: Die grössten Herausforderungen sind die hohen Lebenshaltungskosten, besonders die Mieten und die Krankenversicherung. Die Bürokratie ist auch eine Herausforderung. Und die Integration ist nicht immer einfach, weil die Schweizer eher zurückhaltend sind. Man muss hart an der Sprache arbeiten und sich an die Regeln anpassen. Und die Distanz zur Familie ist natürlich sehr schwer.
Interviewerin: Vielen Dank, Piotr, für dieses offene und detaillierte Gespräch. Es war sehr aufschlussreich, einen Einblick in Ihr Leben hier in der Schweiz zu bekommen.
Piotr: Gerne geschehen. Ich hoffe, meine Erfahrungen können anderen helfen.
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Updated on August 24, 2025 at 6:03 am-
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