Monatliche Lebenshaltungskosten einer Reinigungskraft in Zürich Schweiz
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Ein Interview mit Maria, einer portugiesischen Reinigungskraft in Zürich
Hallo Maria, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit nehmen, mit mir zu sprechen. Es ist wirklich nett, dass Sie Ihre Erfahrungen mit uns teilen möchten.
Kategorie | Betrag (CHF/Monat) | Bemerkungen |
---|---|---|
Miete (1-Zimmer-Wohnung) | 1.200 | Kreis 3, Zürich |
Nebenkosten (Wasser, Heizung) | 150 | |
Strom | 40 | |
Lebensmittel | 400–500 | Einkäufe meist bei Discountern |
ÖPNV (ZVV-Monatskarte) | 85 | |
Krankenversicherung | 320 | Höchste Franchise (2.500 CHF) |
Telefon & Internet | 40 | Salt-Paket |
Freizeit & Unterhaltung | 50–100 | Sehr geringe Ausgaben |
Serafe (umgelegt/Monat) | ca. 28 | 335 CHF/Jahr (Pflichtabgabe) |
Gesamtsumme (Durchschnitt) | 2.313–2.463 | Ohne Kinder, Auto, Haustiere, Betreuung etc. |
1. Basisinformationen
Frage: Maria, Sie sind vor einigen Jahren aus Portugal in die Schweiz gekommen. Erzählen Sie uns doch bitte ein wenig über Ihre Ankunft hier. Seit wann leben Sie in der Schweiz und wo genau wohnen Sie?
Maria: Guten Tag! Ja, sehr gerne. Ich lebe jetzt seit sechs Jahren in der Schweiz. Ich bin im Frühling 2018 hierhergekommen. Ich wohne hier in Zürich, genauer gesagt im Kreis 3. Das ist eine schöne Gegend, ziemlich zentral, und ich bin froh, dass ich hier eine kleine Wohnung gefunden habe.
Frage: Sie arbeiten als Reinigungskraft. War das von Anfang an Ihr Plan, und welche Sprachen sprechen Sie? War es wichtig für Ihre Arbeit, eine neue Sprache zu lernen?
Maria: Ja, ich arbeite als Reinigungskraft, sowohl in Büros als auch in privaten Wohnungen. Das war nicht unbedingt mein Kindheitstraum, aber es war der schnellste Weg, hier Arbeit zu finden und meine Familie in Portugal zu unterstützen. Als ich hierherkam, sprach ich nur Portugiesisch. Ich habe mir ein bisschen Deutsch beigebracht, aber hauptsächlich durch die Arbeit und den Alltag. Es ist schon wichtig, zumindest ein paar Worte Deutsch zu können, um sich zu verständigen, besonders mit den Kunden. Viele sprechen auch Englisch, aber im Alltag hilft Deutsch sehr. Ich habe auch einen kleinen Deutschkurs gemacht, aber es ist schwer, wenn man den ganzen Tag arbeitet.
Frage: Der Umzug in ein neues Land ist immer eine große Sache. War die Umstellung für Sie schwierig, und wie lange hat es gedauert, bis Sie sich eingelebt haben?
Maria: Oh ja, der Umzug war sehr schwierig für mich. Ich habe meine Familie und meine Freunde in Lissabon zurückgelassen, und das war nicht einfach. Die ersten Monate waren am schlimmsten. Alles war neu, die Sprache, die Leute, die Art zu leben. Ich habe mich oft sehr einsam gefühlt. Ich würde sagen, es hat fast ein Jahr gedauert, bis ich mich wirklich akklimatisiert habe. Jetzt fühle ich mich hier wohler, aber Portugal ist immer noch meine Heimat.
Frage: Leben Sie allein hier in Zürich, oder haben Sie Ihre Familie mitgebracht?
Maria: Ich lebe allein hier. Mein Mann und meine Kinder sind in Portugal geblieben. Das war eine bewusste Entscheidung, damit ich hier arbeiten und sie finanziell unterstützen kann. Es ist schwer, sie zu vermissen, aber ich weiß, dass ich das für sie tue.
2. Arbeit und Einkommen
Frage: Erzählen Sie uns etwas über Ihre Arbeitssuche. Wie haben Sie hier in der Schweiz eine Anstellung gefunden, und welche Ratschläge würden Sie anderen geben, die Arbeit suchen?
Maria: Ich habe am Anfang über eine Agentur gearbeitet, die mir dann die erste Stelle vermittelt hat. Das war ganz gut, um reinzukommen. Aber man muss vorsichtig sein, manche Agenturen sind nicht so gut und wollen nur schnell Geld verdienen. Ich würde empfehlen, sich auch direkt bei Reinigungsfirmen zu bewerben oder im Bekanntenkreis nachzufragen. Viele meiner jetzigen Kunden habe ich durch Mundpropaganda bekommen. Das ist am besten, weil man dann direkt angestellt ist und mehr verdient. Man sollte unbedingt einen schriftlichen Vertrag verlangen und alle Bedingungen genau prüfen. Es gibt leider auch viele schwarze Schafe, die Ausländer ausnutzen.
Frage: Mussten Sie Ihre beruflichen Qualifikationen hier anerkennen lassen?
Maria: Nein, für meine Arbeit als Reinigungskraft musste ich meine Qualifikationen nicht anerkennen lassen. Das ist der Vorteil an diesem Beruf – man kann schnell anfangen, auch ohne viel Bürokratie.
Frage: Wie beurteilen Sie die Arbeitskultur in der Schweiz im Vergleich zu Portugal? Gibt es große Unterschiede?
Maria: Ja, die Arbeitskultur ist ganz anders. In der Schweiz ist alles viel pünktlicher und organisierter. Die Schweizer sind sehr genau, was die Arbeit angeht. Wenn man sagt, man kommt um 8 Uhr, dann ist man um 8 Uhr da, nicht um 8:05 Uhr. Und sie erwarten, dass man sehr gründlich ist. Das war am Anfang eine Umstellung für mich, aber ich habe mich daran gewöhnt. In Portugal ist alles ein bisschen entspannter, aber hier ist man sehr effizient.
Frage: Können Sie uns einen typischen Arbeitstag beschreiben?
Maria: Mein Tag beginnt sehr früh. Ich stehe um 5 Uhr auf, um die erste Büroreinigung um 6 Uhr zu erreichen. Dort arbeite ich etwa drei Stunden. Danach fahre ich mit dem Tram zu einer Privatwohnung, die ich dann reinige. Das dauert meistens auch drei bis vier Stunden. Am Nachmittag habe ich oft noch eine oder zwei kleinere Reinigungen. Meistens bin ich um 18 Uhr zu Hause. Ich arbeite sechs Tage die Woche, von Montag bis Samstag. Es sind lange Stunden, oft 10 bis 12 Stunden am Tag.
Frage: Wie sah Ihre erste Arbeit aus und wie waren die Gehälter?
Maria: Meine erste Arbeit war in einem großen Bürogebäude, über eine Reinigungsfirma. Da habe ich damals etwa 22 Franken pro Stunde brutto verdient. Das klang am Anfang viel, aber wenn man die Kosten in Zürich bedenkt, bleibt nicht so viel übrig. Jetzt, da ich viele meiner Kunden direkt habe, verdiene ich zwischen 30 und 35 Franken pro Stunde.
Frage: Können Sie uns sagen, wie hoch Ihr Brutto- und Nettogehalt pro Monat ist?
Maria: Also, mein Bruttogehalt liegt bei ungefähr 5.500 Franken im Monat, wenn ich voll ausgelastet bin. Netto bleiben mir davon etwa 4.500 Franken übrig, nach Abzug von Steuern, Sozialabgaben und Krankenversicherung.
Frage: Haben Sie zusätzliche Einkommensquellen?
Maria: Nein, ich habe keine zusätzlichen Einkommensquellen. Meine ganze Energie steckt in der Reinigung, damit ich genug verdiene, um meine Familie zu unterstützen.
Frage: Wie beurteilen Sie die Möglichkeiten zur beruflichen Weiterentwicklung in der Schweiz in Ihrem Bereich?
Maria: In meinem Bereich, also der Reinigung, gibt es nicht viele Möglichkeiten zur beruflichen Weiterentwicklung. Man kann vielleicht Teamleiterin werden oder sich selbstständig machen, aber das ist eher selten. Für mich ist es wichtiger, stabil zu arbeiten und genug Geld zu verdienen.
Frage: Und wie sieht es mit der Work-Life-Balance aus?
Maria: Die Work-Life-Balance ist… naja, die ist nicht so gut für mich. Ich arbeite sehr viel, um meine Familie zu unterstützen. Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich nur arbeite und schlafe. Aber ich versuche, den Sonntag freizuhalten, um mich auszuruhen und mit meiner Familie in Portugal zu telefonieren. Ich sehe das als eine Übergangsphase.
3. Lebenshaltungskosten
Frage: Die Schweiz ist bekannt für ihre hohen Lebenshaltungskosten. Können Sie uns einen Einblick in Ihre monatlichen Ausgaben geben? Fangen wir mit der Miete und den Nebenkosten an.
Maria: Ja, die Kosten sind wirklich hoch, viel höher, als ich es mir vorgestellt hatte. Für meine kleine 1-Zimmer-Wohnung hier im Kreis 3 zahle ich 1.200 Franken Miete pro Monat. Dazu kommen noch etwa 150 Franken für Nebenkosten wie Wasser und Heizung. Strom kostet mich ungefähr 40 Franken im Monat.
Frage: Und wie viel geben Sie monatlich für Lebensmittel aus?
Maria: Für Lebensmittel gebe ich etwa 400 bis 500 Franken im Monat aus. Ich versuche, sehr sparsam zu sein. Ich kaufe oft in Discountern wie Lidl oder Aldi ein, dort sind die Preise etwas günstiger. Manchmal, wenn ich Zeit habe, gehe ich auch auf den Markt, um frisches Gemüse zu kaufen.
Frage: Wie sieht es mit den Transportkosten aus?
Maria: Ich habe kein Auto, das wäre viel zu teuer. Ich nutze den öffentlichen Verkehr, das ist hier in Zürich sehr gut ausgebaut. Eine Monatskarte für die ZVV (Zürcher Verkehrsverbund) kostet mich etwa 85 Franken. Das ist eine gute Investition, weil ich damit überall hinkomme.
Frage: Was zahlen Sie für die Krankenversicherung? Und welche Franchise haben Sie gewählt?
Maria: Das ist ein großer Posten. Für meine Krankenversicherung zahle ich etwa 320 Franken im Monat. Ich habe die höchste Franchise gewählt, also 2.500 Franken, um die monatlichen Prämien niedrig zu halten. Das bedeutet, dass ich die ersten 2.500 Franken Arztkosten im Jahr selbst bezahlen muss, bevor die Versicherung einspringt. Das ist riskant, aber ich versuche, gesund zu bleiben. Ich bin bei Helsana versichert.
Frage: Wie viel geben Sie für Freizeit und Unterhaltung aus?
Maria: Für Freizeit und Unterhaltung gebe ich nicht viel aus. Vielleicht 50 bis 100 Franken im Monat. Ich spare jeden Franken, den ich kann, für meine Familie. Manchmal gehe ich spazieren, oder ich treffe mich mit einer Freundin, die auch aus Portugal kommt. Wir kochen zusammen, das ist günstiger und schöner.
Frage: Haben Sie noch andere monatliche Ausgaben, zum Beispiel für Kinderbetreuung oder Haustiere?
Maria: Nein, ich habe keine Kinder oder Haustiere hier in der Schweiz, daher fallen diese Kosten für mich weg.
Frage: Kommen wir zu den jährlichen Ausgaben. Ich sehe, Sie haben kein Auto, aber gibt es andere jährliche Kosten, die Sie nennen können, wie z.B. für TV-Gebühren?
Maria: Ja, die Billag-Gebühren, jetzt heisst es Serafe, das sind etwa 335 Franken pro Jahr. Das ist eine Pflichtabgabe. Ansonsten habe ich keine großen jährlichen Ausgaben, da ich wie gesagt kein Auto besitze und auch keine großen Reisen unternehme. Manchmal kaufe ich mir neue Kleidung, aber das ist auch nicht jedes Jahr.
Frage: Und wie viel zahlen Sie für Telefon und Internet, und welchen Anbieter nutzen Sie?
Maria: Ich habe ein Paket von Salt für mein Handy und Internet. Das kostet mich etwa 40 Franken im Monat. Das ist für mich sehr wichtig, damit ich mit meiner Familie in Portugal in Kontakt bleiben kann.
Frage: Waren die Lebenshaltungskosten in der Schweiz höher, als Sie erwartet hatten?
Maria: Ja, viel höher! Ich wusste, dass die Schweiz teuer ist, aber ich hatte keine Ahnung, wie teuer. Besonders die Mieten und die Krankenversicherung sind eine große Belastung. Man muss wirklich jeden Franken zweimal umdrehen.
Frage: Nutzen Sie hier Dienstleistungen wie Friseure oder Kosmetikstudios? Wie beurteilen Sie die Preise und Qualität?
Maria: Selten. Ich gehe vielleicht einmal im Jahr zum Friseur, wenn es wirklich nötig ist. Eine einfache Haarschnitt kostet mich da schon 60 bis 70 Franken. Das ist viel teurer als in Portugal. Kosmetikstudios besuche ich gar nicht, das kann ich mir nicht leisten. Die Qualität ist wahrscheinlich gut, aber für mich ist das Luxus.
4. Ersparnisse und Investitionen
Frage: Haben Sie Wege gefunden, Ihre Lebenshaltungskosten in der Schweiz zu senken?
Maria: Ja, ich versuche wirklich, sparsam zu sein. Ich koche fast immer zu Hause, das ist viel günstiger als essen zu gehen. Ich kaufe im Discounter ein und achte auf Sonderangebote. Ich nutze auch oft mein Fahrrad für kurze Wege, anstatt das Tram zu nehmen. Und wie gesagt, ich habe keine teuren Hobbys. Manchmal putze ich auch für Freunde oder Bekannte, die mir dafür im Gegenzug mit etwas anderem helfen, zum Beispiel bei der Kinderbetreuung, falls ich mal Besuch von meiner Nichte bekomme. Das ist wie ein Tauschhandel.
Frage: Wie viel können Sie monatlich oder jährlich in der Schweiz sparen?
Maria: Das variiert, aber ich versuche, jeden Monat etwa 1.000 bis 1.500 Franken zu sparen. Das schicke ich dann direkt nach Portugal zu meiner Familie. Im Jahr sind das also ungefähr 12.000 bis 18.000 Franken. Davon leben meine Kinder und mein Mann.
Frage: Investieren Sie Ihre Ersparnisse, zum Beispiel in Immobilien oder Aktien?
Maria: Nein, ich investiere meine Ersparnisse nicht hier in der Schweiz. Das meiste Geld schicke ich nach Hause. Meine Familie in Portugal hat ein kleines Haus, und das ist die einzige Immobilie, die wir haben. Aktien oder so etwas ist für mich viel zu kompliziert und riskant.
Frage: Haben Sie sich mit dem Schweizer Rentensystem auseinandergesetzt? Wie beurteilen Sie es?
Maria: Ich habe mich ein bisschen informiert, aber es ist sehr komplex mit den drei Säulen. Ich weiss, dass ich in die AHV (1. Säule) einzahle, das ist die staatliche Vorsorge. Und durch meinen Arbeitgeber zahle ich in die Pensionskasse (2. Säule) ein. Ich hoffe, dass ich, wenn ich alt bin, eine kleine Rente bekomme. Aber ich mache mir da keine großen Illusionen. Das Wichtigste ist, dass meine Familie jetzt versorgt ist.
5. Alltag
Frage: Wo kaufen Sie am liebsten Ihre Lebensmittel ein? Können Sie bestimmte Geschäfte empfehlen?
Maria: Ich kaufe meistens bei Lidl oder Aldi ein. Die sind am günstigsten. Für frisches Obst und Gemüse gehe ich manchmal auf den Markt in Oerlikon, da ist es zwar etwas teurer, aber die Qualität ist super. Coop und Migros sind mir zu teuer, da gehe ich nur selten hin, wenn ich etwas Spezielles brauche.
Frage: Wie beurteilen Sie die Preise für Produkte in der Schweiz im Vergleich zu anderen Ländern?
Maria: Die Preise sind extrem hoch, wirklich. Als ich das erste Mal in einem Schweizer Supermarkt war, dachte ich, ich sehe nicht richtig. Ein Laib Brot für 4 Franken, eine Packung Milch für 1.50 Franken… Das ist in Portugal viel billiger.
Frage: Nutzen Sie Sonderangebote, Kundenkarten oder Spar-Apps?
Maria: Ja, unbedingt! Ich schaue immer in die Prospekte und kaufe nur, was im Angebot ist. Ich habe auch die Cumulus-Karte von Migros, aber ich kaufe dort selten ein, weil es so teuer ist. Ich nutze keine speziellen Spar-Apps, ich vergleiche lieber selbst die Preise.
Frage: Wie beurteilen Sie die Qualität der Lebensmittel in Restaurants und Geschäften?
Maria: Die Qualität der Lebensmittel in den Geschäften ist wirklich sehr gut, das muss ich sagen. Alles ist frisch und sauber. In Restaurants esse ich wie gesagt selten, aber wenn, dann war es immer gut, aber eben auch sehr teuer. Ich empfehle besonders das frische Gemüse und die Milchprodukte hier.
Frage: Gibt es Produkte, die Sie besonders empfehlen oder vermeiden würden, in der Schweiz zu kaufen?
Maria: Ich empfehle, frisches Obst und Gemüse zu kaufen, das ist hier sehr gut. Ich würde aber vermeiden, Fertigprodukte oder importierte Spezialitäten zu kaufen, die sind oft unverschämt teuer. Wenn ich portugiesische Produkte will, kaufe ich die in einem kleinen portugiesischen Laden, das ist dann oft günstiger als im Supermarkt.
Frage: Kommen wir zum Transport. Nutzen Sie die öffentlichen Verkehrsmittel?
Maria: Ja, ich nutze ausschliesslich den öffentlichen Verkehr. Das ist hier in Zürich ausgezeichnet. Die Trams und Busse fahren pünktlich und oft, und man kommt überall schnell hin. Die Züge sind auch sehr gut, wenn man mal in eine andere Stadt fahren möchte.
Frage: Lohnt es sich Ihrer Meinung nach, in der Schweiz ein Auto zu besitzen, oder ist es besser, sich auf die öffentlichen Verkehrsmittel zu verlassen?
Maria: Für mich persönlich lohnt sich ein Auto überhaupt nicht. Die Kosten für Kauf, Versicherung, Benzin, Parken und Steuern sind viel zu hoch. Ich bin froh, dass ich keins habe. Für die meisten Leute, die in Städten leben, sind die öffentlichen Verkehrsmittel definitiv die bessere Wahl. Nur wenn man wirklich auf dem Land lebt oder viel Material transportieren muss, könnte ein Auto sinnvoll sein.
Frage: Wie beurteilen Sie das Umweltbewusstsein der Schweizer, zum Beispiel bei der Mülltrennung?
Maria: Die Schweizer sind sehr umweltbewusst, das ist mir sofort aufgefallen. Die Mülltrennung ist unglaublich strikt. Man trennt Glas nach Farben, PET, Alu, Papier, Karton, und der normale Müll muss in speziellen, teuren Säcken entsorgt werden. Das war am Anfang eine Umstellung für mich, weil wir das in Portugal nicht so genau nehmen. Aber es ist gut, man gewöhnt sich daran.
Frage: Mussten Sie sich an die lokalen Regeln zur Mülltrennung anpassen?
Maria: Ja, das musste ich! Am Anfang habe ich oft Fehler gemacht, aber meine Nachbarn haben mir freundlich erklärt, wie es geht. Jetzt ist es für mich ganz normal. Man bekommt dafür sogar eine Art Abfallkalender, damit man weiss, wann was abgeholt wird.
Frage: Wie beurteilen Sie die Kosten und Qualität der Gesundheitsversorgung in der Schweiz? Haben Sie sich hier schon behandeln lassen?
Maria: Ja, ich war schon beim Arzt hier, wegen einer Erkältung. Die Qualität ist sehr gut, die Ärzte sind sehr kompetent und die Praxen sind modern. Aber die Kosten sind enorm. Auch wenn ich die hohe Franchise habe, muss ich immer noch einen Selbstbehalt zahlen, und das kann schnell teuer werden. Ich versuche, nur zum Arzt zu gehen, wenn es wirklich notwendig ist. Manchmal denke ich, ich sollte lieber warten, bis ich in Portugal bin, um mich dort behandeln zu lassen, wenn es nichts Akutes ist.
Frage: Ist Ihr Auto in der Schweiz kaputt gegangen? Wie hoch waren die Reparaturkosten?
Maria: Nein, ich habe kein Auto, daher hatte ich keine Reparaturkosten.
Frage: Nutzen Sie Dienstleistungen wie Renovierungen, technische Dienstleistungen oder Reparaturen?
Maria: Nein, solche Dienstleistungen sind für mich nicht erschwinglich. Ich repariere alles selbst, so gut ich kann, oder frage Freunde um Hilfe. Handwerker sind hier sehr teuer, das ist nichts für mein Budget.
6. Integration und Sozialleben
Frage: Lernen Sie die lokale Sprache, also Deutsch? Welche Lernmethoden empfehlen Sie?
Maria: Ja, ich versuche es. Ich habe einen Deutschkurs für Anfänger gemacht, aber das Sprechen fällt mir immer noch schwer. Ich lerne am meisten durch den Alltag, indem ich zuhöre und versuche, mit den Leuten zu sprechen. Auch das Radio hilft, und ich schaue manchmal Schweizer Fernsehsendungen. Aber es ist ein langer Prozess. Am besten lernt man, wenn man mutig ist und einfach drauf los redet, auch wenn man Fehler macht.
Frage: Wie beurteilen Sie die Offenheit der Schweizer gegenüber Ausländern?
Maria: Das ist eine schwierige Frage. Die Schweizer sind freundlich und höflich, aber oft auch ein bisschen reserviert. Es dauert eine Weile, bis man sie wirklich kennenlernt und Freundschaften schliesst. Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich unsichtbar bin, besonders wenn ich in der Reinigung arbeite. Aber es gibt auch viele nette Leute, die mir geholfen haben und offen sind. Es kommt immer darauf an, wo man ist und mit wem man spricht.
Frage: Wie verbringen Sie am liebsten Ihre Freizeit in der Schweiz?
Maria: Ich habe nicht viel Freizeit, aber wenn, dann gehe ich gerne spazieren. Zürich hat viele schöne Parks und am See ist es auch sehr schön. Manchmal mache ich auch kleine Wanderungen in den Bergen in der Nähe, das ist wunderbar, die Natur hier ist atemberaubend. Ich gehe auch gerne in die portugiesische Mission hier in Zürich, da treffe ich andere Portugiesen und kann mich auf Portugiesisch unterhalten.
Frage: Können Sie touristische Orte oder Attraktionen in Ihrer Region empfehlen?
Maria: Ja, unbedingt! Der Zürichsee ist wunderschön, besonders im Sommer. Man kann dort spazieren gehen oder eine Bootsfahrt machen. Der Uetliberg, der Hausberg von Zürich, bietet eine fantastische Aussicht über die Stadt. Die Altstadt von Zürich ist auch sehr charmant mit ihren engen Gassen. Und für Naturliebhaber sind die Alpen nicht weit entfernt, da kann man tolle Tagesausflüge machen.
7. Formalitäten
Frage: Welche Bank nutzen Sie in der Schweiz und wie beurteilen Sie deren Dienstleistungen und Gebühren?
Maria: Ich bin bei der PostFinance. Das ist eine gute Bank, die Gebühren sind fair, und es war einfach, ein Konto zu eröffnen. Die Online-Dienste sind auch sehr gut, und ich kann von hier aus Geld nach Portugal schicken.
Frage: War die Eröffnung eines Bankkontos für Sie einfach?
Maria: Ja, die Eröffnung war ziemlich einfach. Ich musste meinen Pass und meine Aufenthaltsbewilligung vorlegen, und das war es. Es ging schnell und unkompliziert.
Frage: Besitzen Sie eine Niederlassungsbewilligung oder die Schweizer Staatsbürgerschaft? Wie war dieser Prozess?
Maria: Ich habe eine B-Bewilligung, also eine Aufenthaltsbewilligung für Ausländer. Ich muss sie alle paar Jahre erneuern. Für die Niederlassungsbewilligung oder die Schweizer Staatsbürgerschaft braucht man viel länger hier zu leben und auch sehr gute Deutschkenntnisse. Das ist für mich im Moment kein Thema. Ich konzentriere mich darauf, zu arbeiten und zu sparen.
8. Bildung und Familie
Frage: Sie haben Ihre Kinder in Portugal. Falls Sie Kinder hier hätten, welche Kosten würden für die Kinderbetreuung anfallen? Haben Sie sich damit auseinandergesetzt?
Maria: Ich habe mich ein bisschen informiert, weil ich ja viele Familien reinige. Die Kosten für Kinderbetreuung in Zürich sind sehr hoch. Ein Krippenplatz für ein Baby kann leicht 2.000 bis 2.500 Franken im Monat kosten. Es gibt zwar staatliche Zuschüsse, die vom Einkommen abhängen, aber auch damit bleibt es sehr teuer. Viele Familien müssen dafür beide Elternteile arbeiten.
Frage: Wie ist es mit den öffentlichen Schulen? Sind die kostenlos?
Maria: Die öffentlichen Schulen sind im Prinzip kostenlos. Man muss aber für Lehrmittel, Ausflüge oder spezielle Kurse bezahlen. Das sind zwar keine riesigen Beträge, aber es kommt doch etwas zusammen.
Frage: Wie beurteilen Sie die Qualität der Bildung hier?
Maria: Die Qualität der Bildung in der Schweiz gilt als sehr gut. Ich höre von meinen Kunden, dass die Schulen sehr gut ausgestattet sind und die Lehrer gut ausgebildet sind. Aber ich sehe auch, dass der Druck auf die Kinder hoch ist.
9. Einzigartige Erfahrungen
Frage: Was hat Sie während Ihres Aufenthalts in der Schweiz besonders überrascht? Gibt es Traditionen oder Bräuche, die Ihnen aufgefallen sind?
Maria: Das erste, was mich überrascht hat, war die Pünktlichkeit. Alles ist auf die Minute geplant. Auch die Sauberkeit. Die Schweizer haben eine unglaubliche Obsession mit Sauberkeit! Als Reinigungskraft ist das natürlich gut für mich, aber es ist manchmal schon extrem. Jeder Fussboden muss glänzen, kein Staubkorn darf liegen bleiben. Ich habe schon oft gehört, wie die Leute über kleine Flecken sprechen, die ich fast nicht gesehen habe.
Ich habe mich auch gefragt, ob ich hier mit Respekt behandelt werde oder eher unsichtbar bin. Manchmal fühle ich mich unsichtbar, ja. Wenn ich in Uniform bin, sehen mich die Leute oft nur als “die Putzfrau”. Aber es gibt auch viele Kunden, die mich schätzen, mir danken und mir sogar Trinkgeld geben. Das freut mich dann sehr. Es ist eine Mischung aus beidem.
Frage: Haben Sie Schweizer Nationalfeiertage oder lokale Feste erlebt?
Maria: Ja, den 1. August, den Nationalfeiertag, habe ich schon miterlebt. Da gibt es oft Feuerwerke und Feste. Auch die Zürcher Sechseläuten im Frühling ist sehr speziell, mit dem Böögg, der verbrannt wird. Das ist laut und lustig. Ich finde es schön, die Traditionen kennenzulernen.
10. Tipps für neue Bewohner
Frage: Was ist Ihrer Meinung nach das Schwierigste bei der Eingewöhnung in der Schweiz?
Maria: Am schwierigsten ist die Sprache und die soziale Isolation am Anfang. Es ist schwer, Anschluss zu finden, wenn man die Sprache nicht gut spricht. Auch die Bürokratie kann am Anfang überwältigend sein. Man muss geduldig sein und sich trauen, Hilfe zu suchen.
Frage: Nutzen Sie Apps oder Websites, die Ihnen den Alltag erleichtern?
Maria: Ich nutze die ZVV-App für den öffentlichen Verkehr, das ist sehr praktisch. Und für Nachrichten und um mit meiner Familie zu telefonieren, nutze ich WhatsApp. Ich habe keine speziellen Apps für Einkäufe oder so etwas, ich mache das lieber altmodisch.
11. Gesamtbeurteilung des Lebens
Frage: Wie beurteilen Sie die Lebensqualität in der Schweiz?
Maria: Die Lebensqualität in der Schweiz ist objektiv gesehen sehr hoch. Alles ist sicher, sauber und gut organisiert. Die Natur ist wunderschön, und die öffentlichen Verkehrsmittel sind top. Aber für mich persönlich ist es ein schwieriges Leben, weil ich meine Familie so sehr vermisse und so hart arbeiten muss. Es ist ein Kompromiss.
Frage: Wie beurteilen Sie die kulturellen Unterschiede zwischen Ihrem Heimatland und der Schweiz?
Maria: Die kulturellen Unterschiede sind gross. In Portugal sind die Menschen offener, lauter, emotionaler. Hier ist alles viel geordneter, ruhiger, zurückhaltender. Man muss sich daran gewöhnen, dass nicht jeder sofort herzlich ist. Aber ich habe gelernt, das zu akzeptieren.
Frage: Was sind die größten Vorteile des Lebens in der Schweiz?
Maria: Die grössten Vorteile sind definitiv die Sicherheit, die Sauberkeit und die finanzielle Stabilität. Ich kann hier Geld verdienen, das ich in Portugal niemals verdienen könnte, und das ist das Wichtigste für mich. Auch die Effizienz und Pünktlichkeit schätze ich, auch wenn es manchmal stressig ist. Und die Natur ist einfach unglaublich schön.
Frage: Was sind die größten Herausforderungen des Lebens in der Schweiz?
Maria: Die grössten Herausforderungen sind die hohen Lebenshaltungskosten, die Einsamkeit und die Sprachbarriere. Es ist schwer, sich hier wirklich zu Hause zu fühlen, wenn die Familie so weit weg ist und man die Sprache nicht perfekt spricht. Die Arbeit ist auch sehr anstrengend.
Vielen Dank, Maria, für dieses offene und ehrliche Gespräch. Ihre Einblicke sind sehr wertvoll.
Maria: Gerne geschehen. Ich hoffe, es hilft jemandem, der überlegt, hierher zu kommen. Es ist ein hartes Leben, aber ich bin dankbar für die Möglichkeit, die ich hier habe.


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