Eine Reinigungskraft, die legal über eine Agentur in der Schweiz arbeitet
Bookmark Details
Ein Interview mit Ewa Zielińska: Putzen in der Schweiz – Zwischen Sauberkeit und Herausforderungen
Kategorie | Monatliche Kosten (CHF) | Bemerkungen |
---|---|---|
Miete inkl. Nebenkosten | 1.250 | 2-Zimmer-Wohnung, inkl. Heizung und Wasser |
Strom | 50 | Separat zur Miete |
Lebensmittel | 400–500 | Selbst kochen, günstige Supermärkte (Lidl, Aldi) |
Krankenversicherung | 320 | Höchste Franchise (2.500 CHF/Jahr) |
ÖV (Monatsabo) | 70 | Öffentlicher Verkehr in der Stadt |
Telefon + Internet | 60 | Kombi-Angebot |
Freizeit & Unterhaltung | 100–150 | Kino, Café, Museen, Treffen mit Freunden |
Friseur / Kleidung | 40+ | Friseur alle 3 Monate, Kleidung meist im Sale |
Serafe (TV/Radio) | 28 | Jährlich 335 CHF, umgerechnet ca. 28 CHF pro Monat |
Ersparnisse | 500–600 | Regelmäßig zur Seite gelegt |
Gesamtkosten pro Monat: ca. 2.300–2.400 CHF (ohne Ersparnisse)1.
Reporter: Guten Tag, Frau Zielińska. Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für dieses Gespräch nehmen. Mein Name ist Ross, und ich bin hier, um mehr über Ihre Erfahrungen als Putzfrau in der Schweiz zu erfahren.
Ewa Zielińska: Guten Tag! Aber gerne, ich freue mich, meine Erfahrungen zu teilen. Es gibt ja so viel, das man wissen sollte, wenn man hierherkommt.
1. Grundlegende Informationen
Reporter: Frau Zielińska, erzählen Sie uns doch bitte zuerst etwas über sich. Seit wann leben Sie in der Schweiz und wo genau sind Sie hier zu Hause?
Ewa Zielińska: Nun, ich lebe jetzt seit ziemlich genau zehn Jahren in der Schweiz. Ich bin 47 Jahre alt und wohne hier in Basel. Es ist eine wunderschöne Stadt, sehr international, und man ist schnell in Deutschland oder Frankreich. Ich arbeite als Putzfrau, hauptsächlich für Privathaushalte und Büros, und das alles legal über eine Agentur.
Reporter: Wie steht es um Ihre Sprachkenntnisse? War es schwierig, sich hier zurechtzufinden, und wie lange hat es gedauert, bis Sie sich richtig eingelebt haben?
Ewa Zielińska: Als ich hierherkam, konnte ich schon etwas Deutsch, das war wirklich wichtig. Ich habe in Polen schon ein paar Kurse besucht. Hier in Basel spricht man natürlich Baseldeutsch, aber Hochdeutsch wird überall verstanden. Für meine Arbeit ist es absolut notwendig, denn ich muss ja mit den Kunden kommunizieren können, die Anweisungen verstehen und auch mal kleine Gespräche führen. Ohne Deutsch ginge es nicht. Französisch ist hier in Basel weniger wichtig, das brauche ich nur selten.
Die Umstellung war anfangs schon hart, muss ich ehrlich sagen. Alles ist anders, die Mentalität, die Regeln, die Preise. Es hat bestimmt ein Jahr gedauert, bis ich mich wirklich akklimatisiert habe. Ich habe viele Fehler gemacht, aber auch viel gelernt. Zum Glück hatte ich hier von Anfang an eine gute Unterstützung durch die Agentur und auch durch andere Landsleute.
Reporter: Wohnen Sie allein oder mit Ihrer Familie in Basel?
Ewa Zielińska: Ich wohne hier allein. Meine Kinder sind in Polen erwachsen und haben dort ihr eigenes Leben. Mein Mann ist leider vor ein paar Jahren verstorben. Ich komme regelmäßig zu Besuch nach Polen, so alle paar Monate, und sie kommen auch mal hierher. Aber mein Zuhause ist jetzt hier in Basel.
2. Arbeit und Verdienst
Reporter: Sie sagten, Sie arbeiten über eine Agentur. Wie haben Sie Ihre Arbeit gefunden und welche Ratschläge würden Sie jemandem geben, der hier eine Anstellung sucht?
Ewa Zielińska: Ja, genau, ich arbeite über die Agentur „Saubere Hände GmbH“. Ich habe die über das Internet gefunden, als ich noch in Polen war. Es gibt viele solcher Agenturen hier in der Schweiz. Ich würde auf jeden Fall empfehlen, eine seriöse Agentur zu suchen, am besten eine, die gute Bewertungen hat und schon lange existiert. Man sollte immer genau auf den Vertrag achten! Ich hatte Glück, meine Agentur ist sehr professionell.
Worauf man unbedingt achten sollte, ist, dass der Vertrag schriftlich ist, dass alle Sozialleistungen klar geregelt sind, also AHV, IV, ALV, Pensionskasse. Und natürlich die Unfallversicherung! Ohne das würde ich hier niemals arbeiten. Ich habe gehört, dass es Agenturen gibt, die versuchen, das zu umgehen, aber das ist illegal und sehr riskant.
Reporter: Mussten Sie Ihre beruflichen Qualifikationen hier anerkennen lassen?
Ewa Zielińska: Für meinen Beruf als Putzfrau war keine offizielle Anerkennung meiner Qualifikationen nötig. Das ist bei manchen Berufen, wie zum Beispiel bei Ärzten oder Lehrern, anders. Hier geht es eher um Erfahrung und Zuverlässigkeit. Ich musste aber zeigen, dass ich ordentlich und gründlich arbeiten kann. Die Agentur hat das mit mir in den ersten Wochen geprüft.
Reporter: Wie würden Sie die Arbeitskultur in der Schweiz im Vergleich zu Ihrem Heimatland Polen beschreiben?
Ewa Zielińska: Oh, das ist ein großer Unterschied! In der Schweiz ist alles viel pünktlicher, genauer, organisierter. Wenn man um 8 Uhr anfängt, dann ist man auch um 8 Uhr da, nicht fünf Minuten später. Und die Qualität der Arbeit ist extrem wichtig. Die Schweizer sind sehr anspruchsvoll, was Sauberkeit angeht. Da muss jeder Winkel glänzen. In Polen war es oft etwas lockerer, weniger formal. Hier gibt es auch klare Hierarchien, und die Regeln werden sehr ernst genommen. Das war am Anfang gewöhnungsbedürftig, aber ich habe mich daran gewöhnt und schätze die Professionalität.
Reporter: Können Sie uns einen typischen Arbeitstag von Ihnen schildern?
Ewa Zielińska: Mein Tag beginnt meistens um 7 Uhr morgens. Ich steige dann in den Bus oder das Tram und fahre zum ersten Kunden. Das ist meistens ein Büro. Dort bin ich dann für etwa drei Stunden. Ich putze die Schreibtische, leere die Mülleimer, sauge Teppiche, wische Böden, reinige die Toiletten und die Küche. Danach geht es zum nächsten Kunden, oft ein Privathaushalt. Dort bleibe ich dann vielleicht zwei oder drei Stunden, je nach Größe der Wohnung. Manchmal habe ich vier oder fünf Kunden am Tag. Die Agentur plant das alles für mich, ich bekomme am Sonntag meinen Wochenplan. Gegen 17 Uhr bin ich meistens fertig. Es ist körperlich anstrengend, aber ich bin es gewohnt.
Reporter: Was war Ihr erster Job hier und wie hoch war Ihr damaliger Verdienst?
Ewa Zielińska: Mein allererster Job hier war auch über eine Agentur, aber eine andere. Ich habe dort in einem großen Einkaufszentrum geputzt. Damals, vor zehn Jahren, habe ich etwa 20 Franken pro Stunde verdient. Das war schon gut für mich, aber die Bedingungen waren nicht so toll, deshalb habe ich dann die Agentur gewechselt. Jetzt verdiene ich deutlich mehr, und die Arbeitsbedingungen sind viel besser.
Reporter: Apropos Verdienst: Können Sie uns sagen, wie hoch Ihr monatliches Brutto- und Nettoeinkommen ist? Und haben Sie zusätzliche Einkommensquellen?
Ewa Zielińska: Mein monatliches Bruttoeinkommen liegt derzeit bei etwa 4.500 Franken. Davon gehen dann Steuern, Sozialversicherungen und die Krankenversicherung ab. Netto bleiben mir am Ende etwa 3.500 bis 3.600 Franken übrig. Das ist wirklich gut, dafür, dass ich „nur“ Putzfrau bin. Ich habe keine zusätzlichen Einkommensquellen. Ich konzentriere mich voll und ganz auf meine Arbeit und versuche, so viel wie möglich zu sparen.
Reporter: Wie beurteilen Sie die Möglichkeiten zur beruflichen Weiterentwicklung in der Schweiz?
Ewa Zielińska: Für meinen Beruf als Putzfrau sind die Möglichkeiten begrenzt, das muss ich ehrlich sagen. Man kann vielleicht Teamleiterin werden oder sich auf spezialisierte Reinigungen fortbilden, aber das ist nichts, was mich reizen würde. Ich bin zufrieden mit dem, was ich tue. Wenn man aber einen Beruf hat, der Weiterbildung erfordert, dann bietet die Schweiz da sehr gute Möglichkeiten an, zum Beispiel Kurse oder Studiengänge.
Reporter: Und wie sieht es mit der Work-Life-Balance aus?
Ewa Zielińska: Die Work-Life-Balance ist in Ordnung. Ich arbeite Montag bis Freitag, die Wochenenden habe ich frei. Das ist super. Manchmal gibt es Notfälle, wo ich einspringen muss, aber das ist selten. Ich versuche, meine Freizeit bewusst zu gestalten, um mich zu erholen. Aber es ist schon so, dass die Arbeit körperlich anstrengend ist, und abends bin ich oft müde. Aber ich habe Zeit für mich, kann meine Freunde treffen und Basel erkunden. Ich finde, das ist ein guter Kompromiss.
3. Lebenshaltungskosten
Reporter: Kommen wir zu den Lebenshaltungskosten, einem Thema, das viele Menschen interessiert. Was sind Ihre monatlichen Ausgaben für Miete und Nebenkosten?
Ewa Zielińska: Das ist hier in der Schweiz wirklich der größte Posten. Ich wohne in einer kleinen 2-Zimmer-Wohnung in einem älteren Gebäude, aber sie ist sauber und in einer guten Lage. Meine Miete beträgt 1.200 Franken pro Monat, inklusive Nebenkosten wie Heizung und Wasser. Strom kommt noch extra dazu, das sind etwa 50 Franken im Monat. Also insgesamt rund 1.250 Franken für die Wohnung. Das ist für Schweizer Verhältnisse noch moderat, in Zürich oder Genf wäre es deutlich teurer.
Reporter: Und wie viel geben Sie durchschnittlich für Lebensmittel aus?
Ewa Zielińska: Für Lebensmittel gebe ich etwa 400 bis 500 Franken im Monat aus. Ich koche viel selbst, das ist viel günstiger als essen gehen. Ich achte auf Aktionen und kaufe oft bei Lidl oder Aldi ein, dort ist es etwas preiswerter als bei Coop oder Migros. Aber dazu kommen wir später noch genauer.
Reporter: Was sind Ihre monatlichen Ausgaben für Transport?
Ewa Zielińska: Ich besitze kein Auto, das wäre viel zu teuer. Ich nutze den öffentlichen Verkehr. Eine Monatskarte für die Zonen, in denen ich mich bewege, kostet mich etwa 70 Franken. Ich brauche das Ticket für die Arbeit und auch privat, um in der Stadt herumzukommen. Das ist sehr praktisch und effizient.
Reporter: Wie hoch sind Ihre monatlichen Ausgaben für die Krankenversicherung und welche Franchise haben Sie gewählt?
Ewa Zielińska: Die Krankenversicherung ist auch ein großer Posten. Ich bin bei der Helsana versichert. Ich habe eine Franchise von 2.500 Franken gewählt, das ist die höchste. Das bedeutet, dass ich die ersten 2.500 Franken an medizinischen Kosten im Jahr selbst tragen muss, bevor die Versicherung zahlt. Das macht die Prämien natürlich günstiger. Meine monatliche Prämie liegt bei etwa 320 Franken. Man muss sich das gut überlegen, welche Franchise man wählt, je nachdem, wie oft man zum Arzt geht. Ich bin zum Glück selten krank.
Reporter: Und was ist mit Ausgaben für Freizeit und Unterhaltung?
Ewa Zielińska: Für Freizeit und Unterhaltung gebe ich etwa 100 bis 150 Franken im Monat aus. Ich gehe gerne spazieren, besuche Museen, wenn es freie Eintritte gibt, oder treffe mich mit Freunden in einem Café. Ich bin keine Person, die viel Party macht oder teure Hobbys hat. Manchmal leiste ich mir auch einen Kinobesuch oder gehe ins Theater, wenn es ein gutes Angebot gibt. Ich versuche, die kostenlosen oder günstigen Angebote in Basel zu nutzen, es gibt ja viele schöne Parks und den Rhein.
Reporter: Haben Sie noch andere monatliche Ausgaben, zum Beispiel für Kinder oder Haustiere?
Ewa Zielińska: Nein, ich habe keine Kinder mehr, die ich versorgen muss, und auch keine Haustiere. Das spart natürlich einiges an Kosten.
Reporter: Kommen wir zu den jährlichen Ausgaben. Haben Sie ein Auto und welche Marke, Modell und Baujahr hat es?
Ewa Zielińska: Wie gesagt, ich habe kein Auto. Das wäre für mich persönlich nicht rentabel. Die öffentlichen Verkehrsmittel sind hier so gut ausgebaut, dass ich es einfach nicht brauche. Und die Kosten für ein Auto, also Anschaffung, Versicherung, Benzin, Wartung, Parkplätze – das summiert sich hier in der Schweiz enorm.
Reporter: Das stimmt. Aber wenn Sie keines haben, entfallen ja auch die jährlichen Ausgaben für die Autoversicherung und die Strassensteuer. Wie sieht es mit dem Serafe-Abonnement (TV/Radio) aus?
Ewa Zielińska: Ja, das Serafe-Abonnement muss jeder bezahlen, das sind etwa 335 Franken im Jahr. Das ist fest, da kommt man nicht drumherum.
Reporter: Gibt es andere jährliche Ausgaben, die Sie erwähnen möchten?
Ewa Zielińska: Hmm, schwierig zu sagen. Ich versuche, keine großen unnötigen Ausgaben zu haben. Manchmal kaufe ich mir neue Kleidung, aber da achte ich auf Sales. Und dann sind da natürlich die Flugtickets nach Polen, so zwei- bis dreimal im Jahr. Das sind auch jedes Mal ein paar hundert Franken.
Reporter: Was zahlen Sie für Telefon und Internet und bei welchem Anbieter sind Sie?
Ewa Zielińska: Ich bin bei Salt. Ich habe ein Kombi-Angebot für Handy und Internet zu Hause, das kostet mich etwa 60 Franken im Monat. Das ist für Schweizer Verhältnisse ganz okay. Es ist nicht das günstigste, aber die Verbindung ist stabil und der Empfang gut.
Reporter: Fanden Sie die Lebenshaltungskosten in der Schweiz höher als erwartet?
Ewa Zielińska: Oh ja, definitiv! Ich wusste, dass die Schweiz teuer ist, aber wie teuer, das habe ich erst gemerkt, als ich hier war. Vor allem die Mieten und die Krankenversicherung sind extrem hoch. Auch die Preise im Supermarkt sind im Vergleich zu Polen enorm. Man muss schon sehr genau planen und sparsam sein, um hier gut über die Runden zu kommen und auch etwas sparen zu können.
Reporter: Nutzen Sie Friseur- oder Kosmetikdienste? Wie beurteilen Sie deren Preise und Qualität?
Ewa Zielińska: Ab und zu gehe ich zum Friseur, so alle drei Monate. Ich gehe nicht in die teuren Salons in der Innenstadt, sondern zu einem kleineren, türkischen Friseur in meinem Viertel. Da kostet ein einfacher Haarschnitt mit Waschen und Föhnen etwa 40 Franken. Das ist immer noch viel, aber die Qualität ist gut. Kosmetische Dienste nutze ich nicht, das ist mir zu teuer. Ich mache das alles zu Hause.
4. Ersparnisse und Investitionen
Reporter: Haben Sie Wege gefunden, Ihre Lebenshaltungskosten in der Schweiz zu senken?
Ewa Zielińska: Ja, auf jeden Fall! Das Wichtigste ist, selbst zu kochen und nicht auswärts zu essen. Das spart unglaublich viel Geld. Dann kaufe ich Lebensmittel oft bei Lidl oder Aldi, wo es etwas günstiger ist, oder achte auf Sonderangebote und Aktionen in den anderen Supermärkten. Ich benutze auch Kundenkarten von Coop und Migros, um Punkte zu sammeln und von Rabatten zu profitieren. Ich kaufe keine Markenprodukte, wo es nicht unbedingt nötig ist. Und ich nutze die öffentlichen Verkehrsmittel statt eines Autos. Bei der Krankenversicherung habe ich, wie gesagt, eine hohe Franchise gewählt, um die monatlichen Prämien zu senken. Ich kaufe auch Second-Hand-Kleidung, wenn ich etwas Spezielles brauche. Und natürlich: Keine unnötigen Konsumgüter kaufen! Das ist auch wichtig.
Reporter: Wie viel konnten Sie monatlich/jährlich in der Schweiz sparen?
Ewa Zielińska: Ich versuche, jeden Monat mindestens 500 bis 600 Franken zu sparen. Manchmal schaffe ich auch mehr. Das hängt immer davon ab, ob unerwartete Ausgaben anfallen. Im Jahr sind das dann zwischen 6.000 und 7.000 Franken. Das ist ein gutes Gefühl, ein Polster zu haben.
Reporter: Investieren Sie Ihre Ersparnisse? Und haben Sie sich mit dem Schweizer Rentensystem auseinandergesetzt?
Ewa Zielińska: Ich investiere meine Ersparnisse nicht in Aktien oder Immobilien, dafür kenne ich mich zu wenig aus und es wäre mir zu riskant. Ich spare auf einem ganz normalen Sparkonto. Mein Ziel ist es, genug Geld anzusparen, um später in Polen ein kleines Häuschen zu kaufen oder meine Rente dort aufzubessern.
Mit dem Schweizer Rentensystem habe ich mich natürlich auseinandergesetzt, das ist sehr wichtig. Es basiert auf drei Säulen:
- AHV (Alters- und Hinterlassenenversicherung): Das ist die staatliche Grundversorgung. Davon wird ein Teil von meinem Lohn direkt abgezogen.
- BVG (Berufliche Vorsorge, Pensionskasse): Das ist die betriebliche Vorsorge. Auch hier wird ein Teil von meinem Lohn und ein Teil vom Arbeitgeber eingezahlt. Das ist wie ein Sparkonto für die Rente, das sich im Laufe der Jahre ansammelt.
- Säule 3a (Private Vorsorge): Das ist die freiwillige, private Vorsorge, die steuerlich begünstigt ist. Ich zahle hier nicht ein, weil ich mein Geld lieber flexibel habe und selbst verwalte.
Ich finde das System gut durchdacht, es gibt einem eine gewisse Sicherheit im Alter. Aber man muss sich bewusst sein, dass die AHV allein nicht reichen wird. Deshalb ist es wichtig, dass ich hier in die Pensionskasse einzahle und privat spare.
5. Alltag
Reporter: Wo kaufen Sie am häufigsten Ihre Lebensmittel ein? Können Sie bestimmte Geschäfte oder Supermärkte empfehlen?
Ewa Zielińska: Ich kaufe am häufigsten bei Lidl und Aldi ein. Dort sind die Preise einfach unschlagbar, besonders für Grundnahrungsmittel wie Brot, Milch, Gemüse und Fleisch. Wenn ich etwas Spezielles brauche oder eine größere Auswahl möchte, gehe ich zu Coop oder Migros. Die sind aber deutlich teurer. Manchmal fahre ich auch über die Grenze nach Deutschland, um dort einzukaufen. Das ist dann noch mal günstiger, aber es lohnt sich nur, wenn ich einen größeren Einkauf mache.
Reporter: Wie beurteilen Sie die Preise in der Schweiz im Vergleich zu anderen Ländern?
Ewa Zielińska: Die Preise in der Schweiz sind extrem hoch, das ist kein Geheimnis. Vor allem im Vergleich zu Polen ist es ein Schock. Aber auch im Vergleich zu Deutschland oder Frankreich ist es teuer. Man muss sich wirklich daran gewöhnen und seine Kaufgewohnheiten anpassen.
Reporter: Nutzen Sie Aktionen, Kundenkarten oder Spar-Apps?
Ewa Zielińska: Ja, auf jeden Fall! Ich habe die Supercard von Coop und die Cumulus-Karte von Migros. Damit sammle ich Punkte und bekomme regelmäßig Gutscheine und Rabatte. Ich schaue auch immer in den Wochenprospekten nach den aktuellen Aktionen und plane meine Einkäufe danach. Apps nutze ich nicht speziell zum Sparen, aber die Apps der Supermärkte, um die aktuellen Angebote zu sehen.
Reporter: Wie beurteilen Sie die Qualität der Lebensmittel in Restaurants und Geschäften? Gibt es Produkte, die Sie besonders empfehlen oder vermeiden?
Ewa Zielińska: Die Qualität der Lebensmittel in der Schweiz ist hervorragend, das muss ich sagen. Egal ob Obst, Gemüse, Fleisch oder Milchprodukte – alles schmeckt frisch und ist von hoher Qualität. Das merkt man auch an den Preisen. Ich empfehle besonders Schweizer Käse und Schokolade, die sind einfach unübertroffen! Vermeiden tue ich eigentlich nichts, aber ich versuche, überteuerte Fertigprodukte zu meiden.
Reporter: Nun zum Transport. Nutzen Sie öffentliche Verkehrsmittel und wie bewerten Sie deren Qualität und Preise?
Ewa Zielińska: Ich nutze ausschließlich öffentliche Verkehrsmittel, wie ich schon gesagt habe. Die Qualität ist ausgezeichnet! Die Busse und Trams fahren pünktlich, sind sauber und zuverlässig. Man kommt überall hin, auch in entlegene Gebiete. Die Preise sind allerdings hoch. Eine Einzelfahrt kostet schnell mal 3-4 Franken. Deshalb lohnt sich für mich ein Monatsabo.
Reporter: Würden Sie sagen, es lohnt sich in der Schweiz ein Auto zu besitzen, oder ist es besser, sich auf den öffentlichen Verkehr zu verlassen?
Ewa Zielińska: Für mich persönlich lohnt sich ein Auto überhaupt nicht. Wenn man in einer Stadt wie Basel wohnt und arbeitet, wo die öffentlichen Verkehrsmittel so gut sind, dann ist ein Auto einfach unnötiger Luxus. Die Kosten für Anschaffung, Versicherung, Benzin, Parkplätze und Wartung sind enorm. Wenn man aber auf dem Land wohnt und kein gutes Bus- oder Bahnnetz hat, dann kann ein Auto natürlich notwendig sein. Aber in den Städten würde ich ganz klar sagen: Lieber auf den ÖV setzen!
Reporter: Wie beurteilen Sie das Umweltbewusstsein der Schweizer, zum Beispiel bei der Mülltrennung?
Ewa Zielińska: Die Schweizer sind extrem umweltbewusst, und die Mülltrennung ist hier eine Wissenschaft für sich! Das war am Anfang wirklich eine Herausforderung für mich. Glas wird nach Farben getrennt, PET-Flaschen extra, Papier, Karton, Bioabfälle… Und dann gibt es noch den kostenpflichtigen Kehrichtsack für den Restmüll. Wenn man den falschen Sack benutzt oder falsch trennt, bekommt man Ärger. Ich habe gelernt, das sehr ernst zu nehmen. In Polen ist das noch nicht so ausgeprägt. Ich finde es aber gut, dass hier so auf die Umwelt geachtet wird.
6. Integration und Sozialleben
Reporter: Lernen Sie die lokale Sprache, also Deutsch? Welche Lernmethoden würden Sie empfehlen?
Ewa Zielińska: Ja, ich lerne ständig weiter Deutsch. Ich habe Sprachkurse besucht, aber am meisten lerne ich im Alltag, wenn ich mit Kunden spreche oder Radio höre. Ich kann auch die App “Duolingo” empfehlen, das ist gut für den Wortschatz. Aber das Wichtigste ist, keine Angst zu haben, Fehler zu machen und einfach zu sprechen. Das Baseldeutsch verstehe ich mittlerweile ganz gut, aber ich spreche immer Hochdeutsch.
Reporter: Wie beurteilen Sie die Offenheit der Schweizer gegenüber Ausländern?
Ewa Zielińska: Das ist eine schwierige Frage. Die Schweizer sind am Anfang oft etwas zurückhaltend, nicht so herzlich und offen wie vielleicht in Polen. Es braucht Zeit, bis man sie kennenlernt und Freundschaften schließt. Aber wenn sie dich einmal akzeptiert haben, dann sind sie sehr loyal und zuverlässig. Es gibt natürlich auch Unterschiede zwischen den Regionen. Hier in Basel, wo es viele Ausländer gibt, ist es offener als vielleicht in einem kleinen Dorf auf dem Land. Ich habe sowohl gute als auch weniger gute Erfahrungen gemacht, aber im Großen und Ganzen fühle ich mich hier akzeptiert.
Reporter: Was sind Ihre Lieblingsbeschäftigungen in der Freizeit in der Schweiz?
Ewa Zielińska: Ich liebe es, in der Natur zu sein. Hier in der Nähe von Basel gibt es viele schöne Wanderwege, besonders im Jura. Ich gehe gerne spazieren, im Sommer auch schwimmen im Rhein. Basel selbst hat viele schöne Museen und historische Gebäude, die ich gerne besuche. Und im Sommer gibt es viele Feste und Märkte, da ist immer etwas los. Ich treffe mich auch gerne mit meinen polnischen Freunden, wir kochen dann zusammen und unterhalten uns.
Reporter: Können Sie touristische Orte oder Attraktionen in Ihrer Region empfehlen?
Ewa Zielińska: Für Basel würde ich auf jeden Fall die Basler Altstadt mit dem Münster empfehlen, den Rhein entlang spazieren oder eine Rheinfahrt machen. Das Kunstmuseum Basel ist auch super, und der Zoo Basel ist für Familien ein Highlight. Und für Naturliebhaber kann ich den Gempen empfehlen, das ist ein Berg in der Nähe von Basel mit einer tollen Aussicht über die Stadt und die Umgebung.
7. Formalitäten
Reporter: Welches Bankinstitut nutzen Sie in der Schweiz und wie beurteilen Sie dessen Dienstleistungen und Gebühren? War die Kontoeröffnung einfach?
Ewa Zielińska: Ich bin bei der PostFinance. Die Kontoeröffnung war relativ einfach, ich musste nur meinen Ausweis und meinen Arbeitsvertrag vorlegen. Die Gebühren sind moderat, und der Online-Banking-Service ist sehr gut und benutzerfreundlich. Ich bin zufrieden mit PostFinance.
Reporter: Besitzen Sie ein Daueraufenthaltsrecht oder die Schweizer Staatsbürgerschaft? Wie war dieser Prozess?
Ewa Zielińska: Ich habe eine B-Bewilligung, das ist eine Aufenthaltsbewilligung für Ausländer, die hier arbeiten. Diese muss ich regelmäßig verlängern lassen. Für das Daueraufenthaltsrecht (C-Bewilligung) muss man eine bestimmte Zeit hier gelebt haben und gut integriert sein. Die Schweizer Staatsbürgerschaft ist noch ein viel längerer und komplexerer Prozess, für den man auch sehr gute Sprachkenntnisse und Wissen über die Schweiz nachweisen muss. Ich habe mich damit noch nicht intensiv beschäftigt, meine B-Bewilligung reicht mir momentan.
8. Bildung und Familie (Entfällt, da Ewa keine Kinder vor Ort hat)
9. Besondere Erlebnisse
Reporter: Hat Sie etwas Besonderes am Leben in der Schweiz überrascht, zum Beispiel Traditionen oder die Art der Kommunikation?
Ewa Zielińska: Ja, einiges! Die Pünktlichkeit der Schweizer hat mich anfangs sehr überrascht. Alles ist genau getaktet. Und die Ruhe am Sonntag! Da ist wirklich alles geschlossen, und es ist ganz still. Das war ungewohnt. Auch die direkte Art der Kommunikation, die manchmal etwas kühl wirken kann, war neu für mich. Man spricht hier nicht lange um den heißen Brei herum. Die Sauberkeit und Ordnung überall sind auch beeindruckend. Und die vielen Regeln! Für alles gibt es eine Regel.
Ich habe auch viele schöne Erfahrungen mit den Schweizer Festen gemacht. Die Basler Fasnacht ist ein riesiges Spektakel, das muss man einmal erlebt haben. Und die Weihnachtsmärkte sind auch wunderschön. Da merkt man, dass die Schweizer auch eine sehr traditionelle Seite haben.
10. Ratschläge für neue Bewohner
Reporter: Was ist Ihrer Meinung nach das Schwierigste bei der Eingewöhnung in die Schweiz?
Ewa Zielińska: Das Schwierigste ist, sich an die Mentalität und die Kosten zu gewöhnen. Die Schweizer sind anders als wir in Polen. Sie sind zurückhaltender, aber sehr korrekt und verlässlich. Man muss sich an ihre Art gewöhnen und ihre Regeln respektieren. Und die Kosten… das ist wirklich eine Herausforderung. Man muss lernen, sparsam zu sein und das eigene Budget sehr genau zu planen. Sprachkenntnisse sind auch enorm wichtig, sonst ist man isoliert.
Reporter: Nutzen Sie Apps oder Websites, die den Alltag erleichtern?
Ewa Zielińska: Ja, ich nutze die Apps der öffentlichen Verkehrsmittel, um meine Routen zu planen, zum Beispiel die SBB Mobile App. Für Einkäufe schaue ich in den Online-Prospekten der Supermärkte nach Angeboten. Und für die Kommunikation mit meiner Familie in Polen nutze ich WhatsApp. Mehr brauche ich eigentlich nicht.
11. Gesamtbewertung des Lebens
Reporter: Frau Zielińska, wie würden Sie abschließend die Lebensqualität in der Schweiz beurteilen?
Ewa Zielińska: Die Lebensqualität in der Schweiz ist sehr hoch, das muss man einfach sagen. Man hat Sicherheit, Ordnung, eine sehr gute Infrastruktur, saubere Luft und eine wunderschöne Natur. Die Arbeitsbedingungen sind gut, und man verdient gutes Geld. Dafür sind die Kosten aber auch extrem hoch.
Reporter: Was sind die größten Vorteile und Herausforderungen des Lebens in der Schweiz?
Ewa Zielińska: Die größten Vorteile sind definitiv:
- Sicherheit und Stabilität: Man fühlt sich hier sehr sicher, die Kriminalitätsrate ist niedrig.
- Wirtschaftliche Sicherheit: Das Einkommen ist gut, und man kann sparen.
- Sauberkeit und Ordnung: Alles ist sehr gepflegt und organisiert.
- Natur: Die Berge, Seen und die Landschaft sind einfach atemberaubend.
- Infrastruktur: Die öffentlichen Verkehrsmittel sind exzellent, die Straßen sind gut.
Die größten Herausforderungen sind:
- Hohe Kosten: Besonders Mieten, Krankenversicherung und Lebensmittel sind extrem teuer.
- Integration: Es ist nicht immer einfach, die Schweizer kennenzulernen und sich mit ihnen anzufreunden. Man braucht Geduld.
- Regeln und Bürokratie: Es gibt für alles eine Regel, und man muss sich daran halten.
- Heimweh: Manchmal vermisse ich meine Familie und Freunde in Polen.
Alles in allem bin ich aber sehr froh, dass ich diesen Schritt gewagt habe und in der Schweiz lebe und arbeite. Es war nicht immer einfach, aber ich habe viel gelernt und bin hier glücklich. Es ist ein gutes Leben hier.
Reporter: Vielen Dank, Frau Zielińska, für dieses sehr offene und detaillierte Gespräch. Es war sehr aufschlussreich.
Ewa Zielińska: Gerne geschehen. Ich hoffe, meine Erfahrungen helfen anderen Menschen, die überlegen, in die Schweiz zu kommen. Man muss die Augen offen halten und sich gut informieren, dann kann es hier eine sehr gute Entscheidung sein.

Print Job Listing